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Kolumne Das TuchIm Land der Tarnkappen

Kübra Gümüsay
Kolumne
von Kübra Gümüsay

In Ägypten tragen sehr viele Frauen Kopftuch. In der medialen Öffentlichkeit kommen sie aber nicht vor.

W ir laufen durch das staubige Kairo. Die Sonne knallt und es tummeln sich Tausende von Menschen auf den Straßen der größten Metropole Afrikas. "Ah, kuck mal hier!", rufe ich, "Schau mal dort!" und zupfe am Hemd meines Mannes. Meine Kamera baumelt heute nutzlos an meinem Arm, ich möchte mich einfach nur sattsehen an dieser Stadt. Es ist laut und bunt. Die hupenden, ratternden und brummenden Autos geben dieser Stadt ihr Geräusch. Die vielen Frauen hingegen geben der Stadt ihre Farbe.

Einige ohne Kopftuch, viele aber mit. Manche tragen ihr Kopftuch ganz unscheinbar, natürlich und huschen mit dicken Büchern unter dem Arm durch die Menge, andere steigen von oben bis unten schwarz verschleiert aus dicken Wagen und wandern direkt ins vollklimatisierte Pizza Hut; und wieder andere stolzieren mit glitzerndem Kopftuch, knackengen Jeans, Gucci-Brille und hohen Absätzen durch die Menge. Und das sind nur die Archetypen. Es geht noch viel bunter zu.

Bei einem Telefonshop machen wir Halt, um SIM-Karten zu kaufen. Mit meinem bisschen Hocharabisch komme ich hier nicht weit, deshalb überlasse ich den Einkauf meinem Mann und seinem Freund - und widme mich dem Laden. Genauer gesagt den Werbeplakaten an den Wänden und den Musikclips im Fernseher. Ein großer Mobilfunkanbieter wirbt für einen neuen Vertrag - das Plakat ist vollgepackt mit lachenden, jungen und alten Ägyptern. Aber keine einzige Frau mit Kopftuch.

Im Fernsehen läuft derweil ein Musikvideo über die ägyptische Revolution. Es wird eine bunte Mischung ägyptischer Gesichter gezeigt, nur keines mit Tuch darum. Und auch in den Serien und Nachrichten, das gleiche Spiel. Es ist fast so, als würden koptuchtragende Frauen in Ägypten gar nicht existieren.

Bild: privat

KÜBRA GÜMÜSAY, 22, lebt in Hamburg und studiert dort Politikwissenschaften. Daneben schreibt sie ihren Blog "Ein Fremdwörterbuch".

Paradox, find ich. Ausgerechnet in einem Land, wo doch knapp 80 Prozent der Frauen das Kopftuch tragen. Und mit dem Islam als Staatsreligion. Dann wiederum finde ich das doch nicht so paradox. Läuft es doch in der Türkei genauso ab.

Auf der Straße herrscht Tohuwabohu. Kopftuch, kein Kopftuch, Glatze und Bart. Schaut man aber populäres türkisches Fernsehen, könnte man in dem Glauben sterben, alle Türkinnen liefen in kurzen Röckchen, grell geschminkt und auf allerhöchsten Absätzen durch die Welt. Weder im Kino oder im Fernsehen, noch in Werbung oder Serien findet man Kopftuchträgerinnen, so als gäbe es sie gar nicht. Und kaum einen scheint es zu stören. Nicht einmal Kopftuchträgerinnen selber, die die Serien oftmals eifrig mitverfolgen.

Später erfahre ich von einer Debatte, die vor Jahren in Ägypten kochte. Einige prominente Schauspielerinnen und TV-Moderatorinnen entschieden sich für das Kopftuch. Und wurden gefeuert. Sie bekamen auch künftig keine nennenswerten Aufträge mehr. Die betroffenen Frauen gingen damit an die Öffentlichkeit. Geändert hat sich aber scheinbar nichts.

"After the Revolution", sagen die Ägypter, die ich darauf anspreche. Jetzt hätten sie ja schließlich Meinungsfreiheit, betonen sie und fügen hinzu: "Insh Allah" - so Gott will.

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Kübra Gümüsay
Jahrgang 1988. Autorin des Bestsellers "Sprache und Sein" (Hanser Berlin, 2020). Bis 2013 Kolumnistin der Taz. Schreibt über Sprache, Diskurskultur, Feminismus und Antirassismus.

24 Kommentare

 / 
  • W
    weiterbildung

    Vielleicht kann Frau Gümüsay ihren derzeitigen Aufenthalt in Ägypten dazu nutzen, sich über den Salafismus im post-revolutionären Ägypten weiterzubilden (siehe ihre Kolumne "Das Leben der anderen")...

    Ein differenzierter Blick auf das Ägypten hier und jetzt und die politischen Strömungen und Entwicklungen die sich abzeichnen wäre wirklich interessant und würde ich von einer "schreibenden" Politikstudentin erwarten. Was ist mit Fundamentalisten, Salafisten, was ist mit den Konflikten zwischen Kopten und Muslimen, was ist mit Säkularen? Wie kann, wie soll es gelingen, Reformen durchzuführen, die alle mittragen wollen/können?

    Stattdessen wird das Kopftuch glorifziert. Stattdessen wird ständig in Gläubige und Nichtgläubige aufgeteilt. Sorry, diese Schwarz-Weiß-Sicht auf die Welt der Kübra G. hängt mir langsam wirklich zum Hals raus.

     

    @ taz: wie lange soll das mit dieser inhaltsleeren Kolumne noch weitergehen?

  • Q
    "Ungläubige"

    Sie und Ihr Mann hätten sich mit dem Berliner Sänger Adel Tawil, dem Autor Gerhard Haase-Hindenberg und dem Fotografen Scott Nelson anfreunden und mit diesen gemeinsam nach Kairo reisen sollen. Siehe Bericht "Guten Morgen, Kairo"! Dann wäre die ägyptische Reise für Sie garantiert "noch bunter" geworden!

     

    Wenn Ihnen in der Türkei, in Istanbul, Ankara und Ismir zu wenig Kopftuchträgerinnen rumlaufen, dann nehmen Sie doch einfach bei Ihrer nächsten Reise 100 Kopftücher mit und verteilen sie dort. Die AKP ist Ihnen sicherlich dabei behilflich, und der Ministerpräsident Erdogan und seine Ehefrau Ermine werden über so viel engagierte Unterstützung aus Deutschland hoch erfreut sein und Sie anschließend freundlichst zum Abendempfang einladen.

     

    Andere Parteien verteilen Luftballons, Buttons und Kugelschreiber, und die AKP verteilt beim nächsten Wahlkampf in Köln und Düsseldorf dann eben auch 100 Kopftücher - extra gespendet und mit Autorgramm von Kübra Gümüsay.

     

    Bei der Wahl im September in Berlin könnten Sie das schon mal ausprobieren und testen.

  • W
    Wertkonservativliberaler

    Ich verfolge diese Kolummne "Das Tuch" schon eine ganze Weile.

     

    Was auffällt, ist, dass sie - in Bezug auf Einstellungen und Werthaltungen der orthodox/konservativ-türkischstämmigen Community gegenüber den "Anders- oder Ungläubigen" - wenig Selbstkritisches enthält. Ich empfehle die Lektüre des Blogs "primaverablog.de", da zeigt ein türkischstämmiger junger Berliner, wie das geht.

     

    Sagen Sie, Frau Gümüsay, doch einmal den nicht-muslimischen Lesern dieser taz-Kolummne in einem Ihrer Beiträge, wie ist das eigentlich mit diesen Einstellungen innerhalb der türkischstämmigen Community? Wird dort über die Gjavuren (Ungläubigen) geschimpft und den jungen Männern und Frauen eingetrichtert, ja nur keine Gjavurin zu heiraten?

     

    Wie geht die konservativ türkischstämmige Community um mit erklärt säkularen Türkischstämmigen? Könnten Integrationsprobleme mit islamisch-geprägten Menschen damit zusammenhängen, dass diese sich bewusst gegenüber den "Anders- und Ungläubigen" abgrenzen?

     

    Etwas mehr ehrliche Selbst-Reflektion und Erkenntnisgewinn könnte man von einer taz-Kolummne schon erwarten.

  • K
    Karim

    @ CoCo Wo haben sie das denn her.Von Alice Schwarzer. Im Umkehrschluss kann ich auch behaupten das alle Frauen die kein Kopftuch tragen Von Ben Ali oder Mobarak bezahlt worden sind.

  • WS
    was soll das?

    nicht nachvollziehbar, warum ein unmissverständlich beleidigender kommentar, wie der von taz leser freigeschaltet wird.

     

    kann die taz-redaktion dazu mal stellung beziehen? bin brennend interessiert daran, wie ihr das rechtfertigt.

  • C
    christoph

    Das Kopftuch hat soviel mit dem Koran zu tun wie Jesuslatschen mit der Bibel. Allmählich geht mir die Kolumne auf den Senkel.

  • ME
    Mr. Ed

    Wird denn überhaupt irgendwo die Realität medial abgebildet??? Nein! Außerdem müssen Schauspieler wandelbar sein, sie sind eine Leinwand. Wenn man nur noch eine Rolle spielen kann und will, ist man nicht mehr wandelbar.

  • TL
    taz Leser

    Das Kopftuchmädchen soll sich endlich eine richtige Arbeit suchen und uns mit ihren Schüleraufsätzen verschonen. Islam ist eine Ideologie, die mir in jeder Hinsicht zuwider ist und das kleine Kopftuchmädchen, die den Islam verteidigen, genießen keinen Welpenschutz.

  • M
    Moritz

    Hallo KÜBRA, wenn du nach der Revolution in Ägypten nichts anderes zu berichten hast, als von der angeblichen Ungleichbehandlung der Kopftuchträgerinnen in den Medien, dann ist dein Weltbild doch sehr einseitig. Deine nächste Reise kannst du ja dann in den Iran oder nach Saudi Arabien machen, dort gibt es eine Religionspolizei die auch auf dein Kopftuch achten wird...

     

    ... vor einigen Jahren sind in Saudi Arabien jugendliche Mädchen bei einem Brand ums Leben gekommen. Das Wohnhaus des Heimes fing an zu brennen und die Mädchen durften das Gebäude nicht verlassen, da sie kein Kopftuch aufhatten... Leider kein Witz.

  • I
    Irene

    "Denn wenn man aufmerksam liest, müsste man eigentlich darauf kommen, dass es der Autorin darum geht, das gesellschaftliche Realitäten in Ägypten medial nicht abgebildet werden - und Medien, wenn sie denn ausgewogen berichten, sollten das doch tun."

     

    Das ist ein feiner Ansatz. Ich frage mich allerdings, warum dann in Kübras Beiträgen Menschenrechte nur die Rechte von Muslimen und Frauenrechte nur die Rechte von Kopftuchträgerinnen sind und Diskriminierung immer nur dann beklagt wird, wenn sie Muslime trifft. Ausgewogen ist das nicht.

  • HS
    Hans Stoffel

    Kairo - die Stadt ist ein Hammer. Ich habe da lange gelebt und ich habe die Stadt geliebt. Und es war damals zumindest die vermutlich einzige Stadt dieser Größenordnung, wo man selbst in tiefster Nacht durch die Gassen der Vorstädte schlendern konnte ohne Angst um seine Sicherheit haben zu müssen.

     

    Die Kommentare hier belegen einmal mehr, wie notwendig diese Kolumne ist. Da wollen Leute einer kopftuchtragenden praktizierenden Muslima erklären, welche Bedeutung das Kopftuch habe? Wenn dieses Ansinnen nicht einfach ungehörig wäre, wäre es vielleicht sogar witzig. Aber so bleibt es einfach im Grotesken stecken.

     

    Weiter so, Kübra (darf ich das so sagen? Ansonsten "Weiter so, Frau Gümüsay" :) ). Viel Spaß in Kairo und viel Erfolg beim Grimme Online Award :)

     

    Es grüßt Euch: Stoffel

  • LK
    La Kalthoum

    Kurz zu den Schwierigkeiten als sich als weibliche Person in der Öffentlichkeit zu etablieren, die sich aus ihrem soziokulturellen Background für Om Kalthoum anfänglich ergaben (passt gut zum Thema, meine ich):

     

    "Mit ihrem zunehmendem Alter jedoch geriet ihr Vater in ein moralisches Dilemma: Der Auftritt Umm Kulthums vor männlichem Publikum war nicht mehr mit den Anstandsregeln zu vereinbaren, um jedoch Umm Kulthum als Sängerin nicht zu verlieren, ließ er sie über mehrere Jahre hinweg Jungenkleider tragen, mit denen sie das Publikum täuschte. Aufgrund ihrer Bekanntheit war dies jedoch bald kein Geheimnis mehr und als ihrem Vater dies klar wurde, untersagte er ihr weitere Auftritte und forderte sie auf, sich einen Ehemann zu suchen. Umm Kulthum wies jedoch alle Bewerber ab, da keiner bereit war, sie weiterhin singen und auftreten zu lassen. Zugleich gingen die Engagements für das väterliche Ensemble ohne Umm Kulthum drastisch zurück und nach einiger Zeit gab ihr Vater nach, sie trat wieder auf"

     

    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Umm_Kulthum

  • Z
    zeigefinger
    Frau Gümüsay hat mit Kopftuch eine super Bildung genossen, macht eine nicht unbeachtliche Karriere, sitzt mit den Großkopfeten auf Podien, wird von Botschaftern eingeladen, reist durch die Welt und ihr Blog ist für den Grimme-Preis nominiert.

     

    mit kopfduch, vor allem DANK dem kopftuch. sie ist eine vorzeige-muslima. ich bin mir nicht sicher, ob ihr das überhaupt klar ist.

  • M
    makan

    Wenn man die Kommentare liest, muss man sich doch fragen, ob irgendjemand hier diesen Text überhaupt richtig verstanden hat. Denn wenn man aufmerksam liest, müsste man eigentlich darauf kommen, dass es der Autorin darum geht, das gesellschaftliche Realitäten in Ägypten medial nicht abgebildet werden - und Medien, wenn sie denn ausgewogen berichten, sollten das doch tun. Das ist ein Kritikpunkt den man in vielen Ländern und Gesellschaften anbringen kann; Deutschland nicht ausgeschlossen, auch hier haben wir bestimmte Prototypen und nichts/kaum etwas darüber hinaus, darüber gibt es auch Studien. Aber die Autorin ist gerade nicht in Deutschland, Neu Delhi oder Iran, sondern in Ägypten, und es fällt ihr dort auf, also warum sollte sie nicht darüber schreiben?

     

    Und das Medien, wie eine Kommentatorin in einem Erklärungsversuch anbrachte, den Gedanken der Säkularität eher verinnerlicht haben - ich gehe davon aus, das die Kommentatorin selbst schnallt, dass das wohl kompletter Schwachsinn ist....

  • T
    traum&wirklichkeit

    naja, das hat eine lange tradition: wenn man an die märchen von tausendundeinenacht denkt. die strotzen nur so vor sinnlichkeit. alltägliche realität und mediale wirklichkeit sind dort zwei verschiedene paar schuhe.

     

    kübra, vllt kennst du das ägyptische nationalheiligtum om kaltoum - die berühmteste sängerin im arabischen raum. hat die je ein kopftuch getragen? nicht das ich wüßte. und schon zu lebzeiten wurde sie in ägypten wie eine gottheit verehrt! und dann die texte .... liebe, triebe usw.

     

     

    @TJaehne

    "Denn das Kopftuch ist und bleibt ein Ausdruck von Sexismus"

     

    hihi, ist hier natürlich ganz ganz anders, denn wir pflegen das gegenteil! die aufgebrezelten, ausgehungerten, perfekt frisierten und ausgeleuchteten nachrichtensprecherinnen, moderatorinnen usw. usf. (brille muss übrigens immer runter, weil sie kamera-unfreundlich spiegelt), die sie auf ihrem heimischen bildschirm bewundern dürfen, gehorchen selbstverständlich den aller-emanzipatorischsten maßgaben - hahaha. bitte mal die ideologische brille putzen!

  • CS
    Ce Skaya

    Kann TJaehns mit dem Kommentar über den Sinn des Kopftuchs nur zustimmen. Das Kopftuch steht eben nun mal für eine Gläubigkeit, die eigentlich keine engen Jeans,übertriebenes Make Up, Alkohol, Hüftschwingen im Club oder unehelichen Sex zulässt. Natürlich sollen Intrigen und Betrug auch tabu sein. Das alles findet man jedoch zuhauf bei Frauen, die Kopftuch tragen. Für mich ist das alles nur natürlich und menschlich. So bis jetzt ist alles gut aber die Frage ist, wie die gläubigen Muslime reagieren würden, wenn sie im Fernsehen Frauen in Kopftuch sehen, die Alkohol trinken oder ihren Ehemann mit einem anderen Mann betrügen. Wie gesagt, es würde nur die Wirklichkeit abgebildet werden aber es würde glaub ich, zu Mord- und Totschlag führen. Oder aber die Serie zeigt, eine gläubige Muslimin, wie sie 5 mal am Tag betet und alles andere unter Kontrolle hat aber so etwas würden sich die Menschen nicht geben. Die Serie würde nach der ersten Folge abgesetzt, das Rating wäre zu schlecht. Frau Gümüsay sollte nicht immer jammern und ihre Artikel besser durchdenken.

    Gruss

  • P
    Pegah

    Frau Gümüsay hat´s schon wieder nicht begiffen. Für jemanden, der Politologie studiert, sollte sie sich diese Erscheinungen eingentlich selbst erklären können.

     

    Haben Sie, Frau Gümüsay, einmal darüber nachgedacht, dass die Medien die Sache mit der Säkularität vielleicht ernster nehmen als Sie? Warum stört Sie das? Die Kopftuchträgerinnen hält das doch nicht davon ab, ihr Haupt weiterhin zu bedecken. Oder erleben Sie Anfeindungen? Sind Sie jetzt dort, um die Ägypter weiter zu radikalisieren? Naja, wenn Sie sowas vorhaben, bedenken Sie bitte auch, dass dieses Land vom Tourismus lebt. Burkaträgerinnen im Fernsehen kommen echt nicht so gut an, wenn man dort einen Badeurlaub verbringen möchte.

     

    Ich glaube, das perfekte Ziel Ihrer künftigen Reisen sollte der Iran (meine Heimat) sein. Dort sehen Sie im staatlichen Fernsehen keine einzige Frau ohne Kopftuch. Vielleicht wären Sie dort zufrieden, denn überall sonst, selbst in Ägypten, scheint man Frauen mit Kopftuch zu diskriminieren.

     

    So langsam drängt sich mir die Frage auf, was Sie eigentlich wollen?! Warum muss sich die ganze Welt den Kopftuchträgerinnen anpassen? Warum bemühen Sie sich nicht, fremde Gesellschaften zu verstehen, statt immer wieder das D-Wort zu gebrauchen.

     

    Und lernen Sie bitte das wissenschaftliche Arbeiten und nennen sich stichhaltige Quellen. Diese Formulierungen mit "vor einigen Jahren" "einige Frauen" "irgendwo" tragen nicht zu Ihrer Glaubwürdigkeit bei. Oder haben Sie kein Bock aufs Recherchieren? Denken Sie etwa, dass es ausreicht, einfach eine unreflektierte subjektive Darstellung ohne Bezug zu einer sachlichen Richtigkeit als "journalistische Arbeit" zu deklarieren? Wenn Sie schon mit Ihrer Taz-Kolumne kokettieren, sollte wenigstens auch eine Leistung dahinter stehen.

     

    Diese Kolumne wird einfach nicht besser.

  • I
    Irene

    Frau Gümüsay hat mit Kopftuch eine super Bildung genossen, macht eine nicht unbeachtliche Karriere, sitzt mit den Großkopfeten auf Podien, wird von Botschaftern eingeladen, reist durch die Welt und ihr Blog ist für den Grimme-Preis nominiert.

     

    Das Schlimmste, was ihr an Diskriminierung widerfahren ist, war, dass eine dumme Frau sie "Schleiereule" genannt hat.

     

    Warum also dieses monothematische Kopftuchgejammer? Und warum bietet die taz hierfür eine Plattform?

  • S
    suswe

    Solange wir alle brav darauf achten, ob und wieviel Stoff eine Frau am Körper trägt oder nicht, und nicht darauf, ob Patriarchat/Klassengesellschaft/Internationale Ausbeutungsverhältnisse/Korruption/Umweltverschmutzung die Lebensbedingungen der Menschen bestimmen sind wir genauso verdummt wie klerikale/börsenkapitalistische/militärische Funktionsträger.

  • A
    astonisched

    Es ändert sich nichts, jetzt wo Frau Gümüsay wohl im Ausland ist, an der Qualität ihrer Kolumnen. Das Kopftuch scheint Frau Gümüsay als Symbol wichtiger zu sein als der Glaube selbst. Sie setzt voraus, dass in einem islamischen Land alle Frauen Kopftuch tragen müssen um ihre Zugehörigkeit zu ihrem Glauben zu demonstrieren. In den in Deutschland erschienenen Beiträgen von ihr war zu lesen, dass das Kopftuch nicht unbedingt der Ausdruck des islamischen Glaubens ist und jetzt ist sie erstaunt, dass es muslimische Frauen in Ägypten, wenn auch wenige aus meiner eigenen Erfahrung, gibt, welche nicht dieses Symbol tragen. Wie sie richtig feststellt ist das auch in der Türkei so, nur, seit Erdogan und seiner AKP, sehr rückläufig. Erdogan ließ seine Töchter im islamischen Ausland studieren, weil sie in der Türkei an der Uni kein Kopftuch tragen durften und seine Frau hat Anfangs bei öffentlichen Auftritten auch kein Kopftuch getragen. Beides hat sich mittlerweile geändert und dies zeigt im "Kleinen" wo die Reise der AKP hinführt. Ich selbst habe lange in islamischen Staaten gearbeitet, darunter auch Ägypten, und interpretiere die "Revolution" anders als von den westlichen Medien gerne interpretiert. Den jungen Menschen geht es vornehmlich nicht um Demokratie als solches, sondern vielmehr um eine ökonomisch gesicherte Zukunft. Bald werden diese Menschen, teilweise tun sie es schon, feststellen, dass die erkämpfte Demokratie nicht satt macht. Die Annahme ist richtig, dass Wohlstand in demokratischen Staaten häufiger vorkommt als in korrupten Diktaturen aber doch sehr stark abhängig ist von der wirtschaftlichen Leistungskraft des jeweiligen Landes. Der "verteufelte" Mubarak hat zumindest ein Schulsystem integriert und Schulpflicht eingeführt, gleich anderen Despoten in diesen Ländern. Religionen lebten meist friedlich nebeneinander, zwar teilweise unterdrückt (Kopten), doch ohne diese grausam mordenden Übergriffe und dies gilt für die gesamte islamischen Welt. Der "Westen" wird sehr bald enttäuscht sein über die "demokratische" Entwicklung in diesen Ländern und schmerzlich erkennen, dass "Demokratie" eine andere Definition findet. Wir sollten in Ägypten nicht überrascht sein wenn bei den Wahlen die Muslimbrüderschaft gewinnt, denn die sind, zumindest zurzeit, die einzige Partei mit politischer Kultur und Erfahrung. Wo dies endet wissen wir bereits. Abschließend würde ich gerne noch in Erfahrung bringen wer, ("ich von einer Debatte, die vor Jahren in Ägypten kochte. Einige prominente Schauspielerinnen und TV-Moderatorinnen entschieden sich für das Kopftuch. Und wurden gefeuert. Sie bekamen auch künftig keine nennenswerten Aufträge mehr. Die betroffenen Frauen gingen damit an die Öffentlichkeit. Geändert hat sich aber scheinbar nichts.") diese ominösen "Prominenten" das wieder waren, von welchen Frau Gümüsay hier berichtet. Anscheinend trifft Frau Gümüsay nicht nur in Deutschland diese von ihr nicht benannten prominenten Personen wie berühmte Journalisten, Botschafter oder dergleichen. Eines haben all diese ominösen Personen und Vorkommnisse gemein, man kann sie, mangels Detaillierung, nicht prüfen. Wie ein Kommentar vorher schon richtig feststellte, wird eher umgekehrt ein Schuh daraus und Frau Gümüsay muss sich einfach damit abfinden, dass es Frauen gibt die ihren Glauben anders definieren als nur in der zur Schaustellung des Kopftuchs!

  • T
    TJaehns

    Sinn des eigenen Kopftuchs nicht verstanden!

     

    Ich kann Frau Gümüsays Kommentar nicht nachvollziehen und finde es sehr bedauerlich, dass eine offensichtliche Kopftuchträgerin den Sinn desselben leider nicht erkannt hat!

    Soll dieses oft geschmähte Kopftuch nicht seine Trägerin vor den Blicken der Öffentlichkeit schützen? Wieso plädiert Frau Gümüsay dann für eine mediale "Bloßstellung" von Kopftuchträgerinnen? Für mich jedenfalls ist dies das Paradoxon an diesem Kommentar!

    Es es nicht sogar in streng islamischen Gesellschaften Sinnn der verschleierten Kleiderordnung, Frauen zu einer Nicht-Existenz zu machen?

    Herzlichen Glückwunsch, wie gewünscht, haben die Medien diese Forderung damit erfüllt!

    Außerdem finde ich es absurd, mit Kopftuch für Demokratie einzutreten. Denn das Kopftuch ist und bleibt ein Ausdruck von Sexismus (warum müssen sich nur Frauen verschleiern und Männer nicht?) und Religion. Dass beides allerdings definitiv kein Aushängeschild für Demokratie ist, sollte jedem hinlänglich bekannt sein...egal ob in Kairo, Rom oder Neu-Delhi!

  • JM
    julia m.

    Wenn es noch nicht mal die Kopftuchträgerinnen stört, dann ist doch alles gut.

  • MM
    max motzke

    Zuerst kann man denken, dass sich im Apparat die undemokratischen Einstellungen von "unseren" Diktatoren & Freunden (Mubarak, Militärräte) noch eine Zeit lang auch nach ihrem Niedergang halten. GGf. würde sich alles entsprechend den Mehrheitsverhältnissen eigentlich wieder einpendeln. Das demokratische Prinzip trifft aber auf Steuerung. Es ist wohl kein Zufall, dass Frauen in den Massenmedien über kulturgrenzen hinweg eine verkaufsfördernde Rolle zugeteilt bekommen (also: die schöne Tagesschausprecherin vs. der kompetente Brillenträger). Hier bestimmen die Starken das Programm für die Gesellschaft. Monokausal lässts sich jedenfalls nicht erklären, jedenfalls eine interessante Frage und ich bin gespannt auf die Erklärungen anderer Leser.

  • C
    CoCo

    Viele ägyptische Schauspielerinnen haben sich von den ultra-reichen Saudis dafür bezahlen lassen, in der Öffentlichkeit ein Kopftuch zu tragen.