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Kolumne Das Tuch„Nur weil ich schwarz bin“

Kübra Gümüsay
Kolumne
von Kübra Gümüsay

Eine Gratwanderung zwischen dem ewigen Opferdasein und dem schwätzenden Clown: Wenn Hilferufe im Gelächter untergehen.

I ch musste den Kurs an der Universität abbrechen“, sagt Mariam, als wir gemeinsam mit anderen Teilnehmern einer Konferenz in einem Restaurant sitzen. Wir alle kennen uns nur flüchtig. Dann hält Mariam inne und zögert. Sie zupft an ihrem Kopftuch.

Wir anderen wissen, welcher Satz folgen wird. „Es lag an meinem Kopftuch“, sagt sie, wie erwartet. Ein bisschen betroffen schauen wir, es schwebt Verdacht in der Luft. Misstrauen gegen Mariam, das Opfer. Ist das jetzt eine bequeme Ausrede? Schiebt sie ihren Misserfolg auf andere? Stimmen flüstern in unserem Kopf.

In den nächsten Minuten wird klar, dass der Verdacht in ihrem Fall absolut unbegründet war. „Du hättest klagen müssen“, sagen wir sogar – übereifrig im schamhaften Versuch, unsere Zweifel von vor wenigen Minuten zu vertuschen und die Stimmen zu bestrafen.

Kübra Gümüsay

ist Bloggerin, Journalistin und taz-Kolumnistin.

Aber der Zweifel war da. Der Zweifel ist da. Denn Rassismus kann man selten beweisen. Er ist subtil. Manchmal ist es der Ton eines Wortes, der Blick, die Art, die Mimik, Gestik, die einem zu verstehen gibt, dass man unerwünscht ist. Ein Unwohlsein macht sich breit. Ein Gefühl, dessen Ursache sich nicht beweisen lässt. Der Hilflosigkeit folgt die Resignation und dieser schließlich der Zweifel: „Vielleicht bin ich ja schuld daran, und vielleicht bilde ich mir das alles ja sowieso nur ein“, sagt sich der Betroffene, und irgendwann wird der Rassismus zur Normalität.

Und während ich diese vielen Texte über Rassismus schreibe, frage ich mich: Was, wenn Rassismus nicht mehr normal, sondern allein der Vorwurf rufschädigend wird? Wenn sich das potenzielle Opfer plötzlich in der Machtposition befindet?

Potenzielle Opfer sind nicht per se die besseren Menschen. Sie sind nicht davor gefeit, selber Täter zu werden. Unter Türken, Arabern, Schwarzen, Frauen, Juden, Homosexuellen und sonst wie diskriminierten Gruppen gibt es genauso schlechte Menschen wie anderswo auch.

Was also, wenn gerade die nachteilige Unbeweisbarkeit des Rassismus von potenziellen Opfern missbraucht wird?

„Nur weil ich schwarz bin“ war so ein Dauerbrenner in meiner Klasse. Wann immer sich jemand von Lehrern ungerecht behandelt fühlte, murmelte er diesen Satz. Wir lachten dann darüber. Manchmal aber, wenn ein bisschen Ernst dabei war, grinsten wir nur.

Dieser Satz war eine Gratwanderung zwischen dem ewigen Opferdasein und dem schwätzenden Clown. Der eine benutzte ihn zu seiner reinen Belustigung. Der andere meinte ihn ernst, aus ihm sprach der Verletzte. Doch wir sagten diesen Satz so oft, gebrauchten ihn so inflationär, dass er seine Wirkung verlor. Der Ernst war nicht mehr zu unterscheiden vom Witz. Der Hilferuf ging im Gelächter unter.

Was, wenn die Unbeweisbarkeit des Rassismus irgendwann den Missbrauch nicht vom Ernst unterscheiden lässt? Wenn es ausreicht, „Rassist!“ zu rufen, um jemandem auf ewig zu schaden? Und wir deshalb in einem Restaurant sitzen und zögernd und zweifelnd der Geschichte eines Opfers lauschen?

Dann schadet der Schaden den eigentlich Geschädigten.

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Kübra Gümüsay
Jahrgang 1988. Autorin des Bestsellers "Sprache und Sein" (Hanser Berlin, 2020). Bis 2013 Kolumnistin der Taz. Schreibt über Sprache, Diskurskultur, Feminismus und Antirassismus.
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36 Kommentare

 / 
  • M
    Mel

    Die Ausdrucksweise mancher KommentatorInnen lässt ja tief blicken - oberflächlich betrachtet in ihre Einstellungswelt. Im Grunde offenbaren sie aber dadurch ihr Selbstbild. Das zum Einen.

     

    Die vermeintlichen Argumente und Erfahrungswelten werden fast schon wie in einem religiösen Wahn ;) vorgebracht. Eine Religion ist doch nichts anderes als institutionalisiertes Weltbild. Ein Weltbild besteht aus Einstellungen und Werten. Am Weltbild orientiert sich unser Handeln.

     

    Solange diese Einstellungen nicht menschenfeindlich sind, so what?

     

    Sie beanspruchen doch sicherlich auch eine eigene Meinung für sich? Sie mögen Rot ihr Gegenüber Blau. Wenn Sie aber nun sagen, dass alle, die Blau mögen weniger Wert - ja sogar verachtenswert - sind (wieso eigentlich?), dann ist das menschenfeindlich.

     

    Dass Sie dann ungern etwas mit ihnen teilen, was Ihnen gehört, verstanden. Aber dass Sie zusätzlich verhindern wollen, dass Blauphile sich Raum, Dinge, Zeit, Bildung, Wissen, Möglichkeiten, Kontakte (eben Freiheiten) ermöglichen und aneignen möchten, die Ihnen selbst auch offenstehen - was ist das für ein Selbstbild?

     

    Mein Sandkasten, meine Schaukel, meine Wippe... auf einem öffentlichen Spielplatz, oder wie?

  • N
    Nico

    War auch auf einer Schule mit einigen Muslimen. Wir sind denen größtenteils aus dem Weg gegangen. Kritik war nicht möglich, ihre Religion beherrschte alles. Die verschleierten Mädels galten als heilig, alle Nicht-Muslimas als minderwertig. Mit denen konnte man es halt machen. Und immer dieses "Wir bekommen nur schlechte Noten weil wir Muslime sind".

    Man ist ihnen halt aus dem Weg gegangen und hat versucht, sich nicht mit denen anzulegen.

    Ich kenne niemandem in meinem Alter (19) der wirklich engen Kontakt zu denen hat. Zu dominant, zu unkritisch gegenüber ihrer eigenen Religion.

    Die glauben tatsächlich daran, dass es einen Teufel gibt und dass man als Nicht-Moslem weniger wert ist.

    Wer (als Frau) vorehelichen Sex hat kommt in die Hölle, Frauen die einen Nicht-Moslem heiraten sowieso. Vormittelalterlich!

    Ganz ehrlich: Ich werde meine Kinder später nicht auf eine Schule mit vielen dieser Leute schicken. Aber es geht wohl den meisten meiner Altersgenossen so.

    Bin froh, dass in meinem Studiengang wenige sind.

  • MN
    mein Name

    lili redet müll über leute die sie nicht kennt. lili sollte einfach mal die fresse halten wenn sie keine ahnung hat.

     

    im gegensatz zur lili kenne ich diese person und habe keinerlei geschlechtseparation kennengelernt ode rmitbekommen-im gegenteil. keine vorbehalte, keine hemmungen, ein umgang wie auch biodeutsche ihn untereinander haben.-respektvoll und höflich unabhängig von geschlecht und herkunft und glaube.

     

    was man von der lili ja nicht behaupten kann. aber ich lass sie jetzt mal wieder in ihr glashaus zurück.

     

    lili will halt provozieren-und dda die relaität nichs hergibt muss lili ihre dummen vorurteile auf die realität übertragen, denn sonst könnte sie ja nix ablassen hier und niemand würde sie wahrnehmen[wie schade..][und natuerlich bin ich genauso^^ in bezug auf lili]

  • L
    Ludwigslust

    Ich bin ja nun Linkshänder. Und was soll ich sagen? Ja, ich werde: diskriminiert! Es passiert täglich. Jeden Tag muss ich mir ansehen, wie andere Menschen mit rechts schreiben, Türen öffnen, essen. Sie schauen mich schräg an, wenn ich mit der Linken schreibe. Gelegentlich sprechen sie mich sogar darauf an. Dann muss ich meine Linkshändigkeit erklären. Aber ganz gewiss musste noch nie ein Rechtshänder seine Rechtshändigkeit erklären. Oder nehmen wir die Medien: Wo werden da mal Linkshänder gezeigt? Ja, Obama und Clinton. Aber in so ganz normalen Serien wie Lindenstraße? Fehlanzeige. Und das obwohl der erste schwule Kuss im deutschen Fernsehen in der Lindestraße stattfand. So tolerant, Linkshänder mitspielen zu lassen, sind sie dann doch nicht. Traurig aber wahr, es handelt sich um strukturelle Diskriminierung. Alle Bedienelemente, Schalter, Knöpfe und Werkzeuge, einfach die ganze Welt ist auf Rechtshänder ausgerichtet. Es ist eine rechtshändernormative Matrix.

     

    Linkshänder zu sein erschwert mir das Leben ganz enorm. Ich habe kein Abitur - weil ich Linkshänder bin, ich habe einen scheiß Job, keine Freunde, nur eine ganz kleine Wohnung und einen doofen Klamottengeschmack - weil ich Linkshänder bin. Ich bin geschieden und habe Mundgeruch. Alles weil ich Linkshänder bin.

  • G
    gibsjanich

    Gümüsay traut sich nach der Milli-Görüs-Nummer immer noch aus der Deckung und die taz macht es immer noch mit.

    Nur um das mal zu festzuhalten.

     

    Natürlich kommt jetzt erstmal ganz lange nichts Politisches.

    Jetzt wird erstmal wieder ewig auf "IslamistdieReligiondesFriedensundderToleranz,wasTodesstrafe,neindochnichtmitunsnurweilsimKoranstehtunschuldigschau"

    gemacht.

     

    Und die taz ist weiter mit dabei.

     

    Ich frage mich, wie Ihr das den Muslimen erklärt, die WIRKLICH auf dem Boden des Grundgesetzes stehen.

  • D
    Dirk

    @Stoffel

    "Dunkler Teint ist keine Rasse, türkische Nationalität ist auch eine Rasse, islamische Religion ist schon gar keine Rasse - trotzdem ist es absolut zulässig, Hassgefühle gegen diese jeweiligen Menschengruppen als "Rassismus" zu bezeichnen."

     

    Ich versuche Sie zu verstehen. Sollte ein weiblicher Arbeitgeber zwar Türkinnen mit Kopftuch und weitem Umhang als Sekretärinnen einstellen, aber keine deutsche Konvertitin mit demselben Kleidungsstück, weil sie hier einen völlig selbstgewählten anti-emanzipatorischen Impetus vermutet, wäre das Ihrer Meinung nach auch Rassismus? Würde mich über eine Antwort freuen, falls Sie nochmals in diesem Forum sind. Wohlgemerkt, mir geht es hier nicht um die formalrechtliche Bewertung, sondern um den - meines Erachtens - völlig überdehnten Rassimusbegriff. Und wie sähe es aus mit einem atheistischen Arbeitgeber aus, der keine Leute mit fettem Kreuz um den Hals einstellt, weil er fromme Katholiken nicht mag? Auch Rassismus?

  • L
    Lilli

    Also solche Vorwürfe von einer Dame, die Geschlechtertrennung präferiert...ist schon sinnfrei.

     

    Aber ich vergaß: Als Moslem ist man ja via Geburt ein guter Mensch! Wir Schweinefleischesser sind da ja eher Abschaum...

  • S
    suswe

    Rassismus erzeugt eine Art Gegen-Rassismus. Gewalttätige Erziehungstraditionen weltweit erzeugen Vergeltungsbedürfnisse, die vorwiegend an den "Anderen" ausagiert werden. Die Geschichtsbücher sind voll davon oder Nationalistische Legenden schweigen darüber. Religion hat noch nie davor geschützt. Wir alle brauchen offene und subtile Selbstkritik und die Konsequenzen daraus. Wenn Diskriminierung fehlerfrei machen würde, liefen überall nur noch moralische Einsteins herum.

  • P
    Para

    Dies ist leider nicht der erste Text den ich innerhalb der Kolumne von Kübra lese, der total daneben ist. Ich würde es sehr begrüßen, wenn die taz keinen Raum für Artikel die in Richtung Victim Blaming gehen zur Verfügung stellen würde. Was soll das denn bitte? Was kommt als nächstes? Ein Text über Vergewaltigungsopfer die die Täter reinlegen wollen oder am besten selbst schuld sind? Das ist echt unterstes Niveau. Und ganz abgesehen davon ist die Schreibe noch nicht mal ansprechend, aufregend und hinterlest den Leser mit einem Fragezeichen im Kopf. WAS SOLL DAS?

  • MM
    Miguel Marquez

    Rassismus ist in der Tag in den Köpfen vieler Menschen uneindeutig definiert. Als Arbeitsdefinition schlage ich ganz unverbindlich die in Wikipedia vorhandene Definition:

     

    "Rassismus ist eine Ideologie, die „Rasse“ in der biologistischen Bedeutung als grundsätzlichen bestimmenden Faktor menschlicher Fähigkeiten und Eigenschaften deutet"

     

    Die englische Variante:

     

    "Racism is the belief that inherent different traits in human racial groups justify discrimination"

     

    Im weiten Sinne unterscheiden sich beide Definitionen kaum. Die Diskriminierung eines Moslems aus Nordafrika findet statt, weil er muslimischen glaubens und dazu (in der Regel) dunkelhäutig ist. Wenn ein weißer, konvertierter Moslems eine Wohnung nicht bekommt, weil er Moslem ist, dann ist das schlichte Diskriminierung, aber kein Rassismus.

     

    Ich bin übrigens gegen den Begriff der "Fremden- bzw. Ausländerfeindlichkeit". Beide Begriffe sind nichts als Euphemismen, welche das Übel des Rassismus kennzeichnen und manchmal gar bagatellisieren. Dazu ein Beispiel: Ein Ausländer aus Norwegen ist in Deutschland selten unerwünscht, egal ob er eigentlich ein Krimineller, ein Vergewaltiger oder ein Betrüger ist. Das sieht man ihm ja nicht an. Davon geht sowieso keiner bei ihm aus, denn er kommt ja aus einem entwickelten, "zivilisierten" Land. Ein Ausländer aus dem Kongo ist hingegen selten erwünscht. Ihm sieht keiner ja nicht an, ob er ein Akademiker ist, oder sogar ein Diplomat. Bei ihm würden die meisten Menschen hierzulande von einem Asylanten, Internetbetrüger oder Fette-Frauen-Jäger ausgehen.

     

    Sehen Sie, was ich meine?

     

    Mit freundlichen Grüßen,

     

    Miguel Marquez.

  • HS
    Hans Stoffel

    Ach Leute ... "Menschenrassen" gibt es nicht, das sollte sich inzwischen herumgesprochen haben: der Rasse-Begriff lässt sich nicht auf Menschen anwenden. Insofern ist der Begriff "Rassismus" (im Wortsinne!) eigentlich bedeutungsleer. Der relativ neue, leider etwas sperrige Begriff der "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" wäre tatsächlich um einiges treffender.

     

    Aber ein "Meerschweinchen" ist weder ein Schwein noch lebt es im Meer, sondern die Bezeichnung für ein hochgradig wasserscheues Nagetier. In einer lebendigen Sprache passen Begriffe nicht immer ihrem Wortsinne nach und es ist vollkommen albern und teilweise auch entlarvend, wenn an bestimmten Stellen alle Nase lang eingefordert wird, das ein bestimmter Begriff doch bitte nur dem Wortsinne nach verwendet werden soll - vor allem, wenn es diesen Wortsinn gar nicht gibt.

     

    Dunkler Teint ist keine Rasse, türkische Nationalität ist auch eine Rasse, islamische Religion ist schon gar keine Rasse - trotzdem ist es absolut zulässig, Hassgefühle gegen diese jeweiligen Menschengruppen als "Rassismus" zu bezeichnen.

     

    Es grüßt Euch: Stoffel

  • D
    D.J.

    Erfahrung in einem, sagen wir allgemein "höheren Bildungsinstitut": Viele meiner Kollegen - ich habe es durch Gespräche erfahren, da ich davor auch nicht ganz gefeit bin -, neigen eher dazu, positiv zu diskriminieren. Ob Kopftuch, Migrantenstatus mit schlechtestem Deutsch, manchmal neigt man dazu, über einige Fehler hinwegzusehen, die man bei anderen weniger durchgehen ließe. Motiv: die Angst zu diskriminieren, die ins Gegenteil umschlägt.

  • I
    ion

    "Manchmal ist es der Ton eines Wortes, der Blick, die Art, die Mimik, Gestik, die einem zu verstehen gibt, dass man unerwünscht ist. Ein Unwohlsein macht sich breit. (....).";

    &:

    "Wenn es ausreicht, „Rassist!“ zu rufen, um jemandem auf ewig zu schaden?";

     

    Was einem was "zu verstehen gibt", ist primär von der erhaltenen (, erlittenen) Konditionierung, Sozialisation und 'eigenen' Erwartungshaltung geprägt und hat bereits daher eher 0,nix mit Verstand u./o. dessen Derivaten zu tun, sondern ist häufig – da in der Regel unbewußt (belassen) 'arbeitend', dauernd urteilend – der eigene kleine Generator für allerlei Schabernack, Einbildungen u. a. ('gefährlichen') Projektionen; Insofern wäre durchaus nicht selten zu konstatieren, dass jemand 'was versteht', was objektiv nicht 'gegeben' wurde, unhaltbar wäre; also: 'man' sich ohne echten Anlass selbst zum "Rassismus"-Opfer deklariert, etc..

     

    Und "ewig" ist schon mal gar-nix, resp.: grüßt das Murmeltier!

     

    Eine weitere von täglich tausenden 'Kolumnen', die offenbar side-products des gemeinhin praktizierten Somnambulen-Modus´ sind und eher ungeeignet zum Aufwachen erscheinen.

     

    In short, cf.:

    14.03.2012 18:06 Uhr

    von Nur weil ich nicht ...:

  • TS
    Thomas Sch.

    Wenn ich die Vorredner hier so studiere, dann fällt mir auf, daß der Begriff Rassisismus offenbar sehr unscharf definiert zu sein scheint. Vor kurzem was Kluges dazu gelesen: "Früher war es Rassismus, wenn gesagt wurde, daß alle Schwarzen schlecht seien. Heute ist es Rassismus, wenn man sagt, daß alle Schwarzen schwarz seien." Dieser Ausspruch illustriert sehr schön die Verschiebung von Grenzen und zeigt die Unsicherheit. Kürzlich soll ein englischer Schuljunge wegen Rassismusvorwürfen in seiner Schule angeklagt worden sein, weil er einen schwarzen Schüler gefragt hatte, ob dieser aus Afrika sei. Das ist Unsinn. Meine Auffassung dazu: Das Feststellen von Unterschieden kann kein Rassismus sein. Zu sagen: Ihr Schwarzen seid schwarz, wir Weiße sind weiß, ist genauso, wie zu sagen: Alle roten Autos sind rot und alle blauen Autos sind blau. Und da niemand gezwungen werden kann, blaue oder grüne Autos zu mögen, wenn er sie eben nicht mag, so kann es auch kein Rassisimus zu sein zu sagen: Ich bevorzuge Dänen als Geschäftspartner vor den Belgiern. Oder: Ich vermiete lieber an Bayern als an Schwaben. Was nicht geht, ist natürlich: Ich vermiete nicht an Bayern, weil die blöd sind. Das wäre Rassismus. Aber: Ich vermiete nicht an Bayern (resp. jede andere Gruppe), weil ich die nicht mag; das wiederum muß von der Meinungsfreiheit gedeckt sein. Ist doch alles gar nicht so schwierig. Oder ?

  • KA
    Komischer Artikel.

    Ich finde den Artikel dümmlich, vllt. verstehe ich ihn auch nicht, dann wäre ich dümmlich. Ist gut möglich.

     

    Zuallererst finde ich ihn überflüssig.

     

    Dann finde ich ihn oberflächlich. Ausserdem unsensibel und grob (wenn die besagte Freundin tatsächlich einen (auf Pseudo-Psycho-Dumm-Deutsch) "Kopftuchkomplex" hat, dann hat sie vielleicht auch Grund dazu. Was soll das, soetwas in der Öffentlichkeit auszubreiten. Jeder Mensch ist mehr oder weniger (un-)sensibel - wer weiss, was ihr widerfahren ist.

     

    Und diese "Klassen-Komik" ist geschmacklos: "nur weil ich schwarz bin"- hahahaha, wie komisch. Hier ist Vorsicht geboten. Insb. von solchen Hochnasen, die selbst nicht Migranten sind - und ihr Kopftuch prima finden, was ablegbar ist, eine Hautfarbe oder äußere Merkmale hingegen nicht.

     

    Ausserdem ist der Begriff "Rassismus" völlig falsch verwendet - wer etwas Ungehobeltes gegen "Kopftuch-Mädchen" sagt, oder sich unfein verhält, ist kein "Rassist". Muslimin zu sein ist kein Rassemerkmal.

     

    Warum wird ausgegrenzt? Da sind doch zig Gründe im Spiel - ein reicher schwarzer Basektball-Spieler würde wohl eher nicht Sadismus auf sich ziehen, oder eher weniger. Arme Menschen jedoch schon eher - schwach wirkende Menschen, auch deutsche Obdachlose. Da kommt ein "Sadismus-Reflex" zum Vorschein, der uns daran erinnert: wir sind auch nur Affen.

     

    Wie nennt man es denn eigentlich, wenn "Kopftuch-Mädchen" andere "Kopftuch-Mädchen" sadistisch ausgrenzen? Oder in der Öffentlichkeit bloßstellen?

  • W
    Wanja

    Das Eingangsbeispiel ist wohlbekannt und doch auch Zeugnis von Unselbständigkeit. Denn Vorbehalten begegnet man in fremden Kulturen fast überall. So tröstend es sein kann, mit einem ernsten Thema scherzhaft umgehen zu können, so muss der Umgang mit dem Problem von Seiten der Betroffenen vorgeschlagen und angeboten werden. Die Kolumne ist dennoch ein wertvoller Beitrag, denn die Perspektive der potenziell Betroffenen anzunehmen ist wichtig, so wie die Perspektive des Gegenübers immer für die Verständigung wichtig ist.

  • L
    Lena

    Also an meiner Uni laufen viele Mädels mit Kopftuch rum, eine sogar mit einer Burka.

    Besonders leistungsstark erscheinen sie zwar (zumindest in meinen Seminaren) nicht, aber sie müssen nicht wegen einem Tuch das Seminar oder gar die Uni verlassen.

    Da fängt es ja schon an. Die Gute versagt und schiebt das gleich auf ihr Kopftuch. Eigenverantwortung?

     

    Auf der anderen Seite sollte auch die Autorin sich den Vorwurf gefallen lassen, selbst in gewisser Hinsicht rassistisch zu sein.

    Es gibt da den ein oder anderen Artikel aus dem ganz klar hervorgeht, dass sie Muslime allgemein für sympathischer, reiner und besser hält als Nicht-Muslime. Das fällt ihr vielleicht selbst mittlerweile nicht auf, manch einem deutschen Leser stößt es aber stark auf. Vermutlich ist die "Kolümne" deshalb auch nicht sehr beliebt bei den taz-Lesern.

     

    Aber auch das Erscheinen dieser "Kolümne" basiert vermutlich nicht auf ihrer Qualität, denn die Kritik fällt meist negativ aus und das Geschreibsel ist durchschnittlich. Auch das, die Tatsache der Herausgabe dieser Zeilen aufgrund eines einzigen Stückes Stoff auf dem Kopf, ist Diskriminierung. Positive zwar, aber immerhin.

  • T
    tommy

    @Earendil (Ist das nicht ein Herr der Ringe-Name? Irgendwie albern für einen "Antirassisten")

     

    Kann sein, dass es "Rassismus" (was immer man nun genau darunter verstehen mag) in Deutschland gibt. Solange sich der "Rassismus" aber auf angeblich ablehnende Blicke beschränkt, hält sich meine Sympathie mit den "Betroffenen" jedoch in Grenzen - zu echter Diskriminierung gehört wohl doch etwas mehr. Im Übrigen gibt es zwar einen Anspruch für alle in Deutschland lebenden Menschen auf körperliche Unversehrtheit, Gleichheit vor dem Gesetz, faire Behandlung u.ä. Nicht aber darauf, von jedem gemocht und nicht "ausgegrenzt" zu werden.

  • NW
    Nur weil ich nicht ...

    ... an Allah glaube, würde Kübra mich niemals heiraten.

  • E
    Earendil

    Tja, eigentlich eine ganz gute Kolumne, die zumindest zum Nachdenken anregt. Dass einige weiße Deutsche das zum Anlass nehmen, Rassismus gleich ganz zu leugnen, solange er nicht als Massenmord daherkommt, war leider vorauszusehen...

    • K
      Killeshandra
      @Earendil:

      Welche "weißen" Deutschen meinst du bitte? Aus dem Artikel geht das nicht einmal klar hervor, und du schließt automatisch daraus, dass alle Personen außer Miriam weiß sind? Auch das ist Rassismus.

  • AG
    Anton Gorodezky

    Wo steht geschrieben, dass es einfach sei, für seine religiösen Überzeugungen einzutreten?

     

    (und das ist es auch: religiöse Überzeugung und nicht Rasse - wer wegen seines Kopftuchs abgelehnt wird, ist vielleicht Opfer gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit geworden aber nicht Opfer von Rassismus)

  • BE
    Björn Eriksson

    „Das geläufige Argument der Toleranz, alle Menschen, alle Rassen seien gleich, ist ein Bumerang. …Wollte man dem gegenüber die Gleichheit alles dessen, was Menschenantlitz trägt, als Ideal fordern, anstatt sie als Tatsache zu unterstellen, so würde das wenig helfen. Die abstrakte Utopie wäre allzu leicht mit den abgefeimtesten Tendenzen der Gesellschaft vereinbar. Dass alle Menschen einander glichen, ist es gerade, was dieser so passte. Sie betrachtet die tatsächlichen oder eingebildeten Differenzen als Schandmale, die bezeugen, dass man es noch nicht weit genug gebracht hat; … Eine emanzipierte Gesellschaft wäre kein Einheitsstaat, sondern die Verwirklichung des Allgemeinen in der Versöhnung der Differenzen.“ (Adorno)

     

    Putzig, wie manche Kommentatoren hier nach jedem rettenden Strohhalm greifen, nur um belegen zu können, dass sie keineswegs Teilnehmer an einer der abgefeimtesten Tendenzen dieser Gesellschaft wären.

  • N
    NoGo

    Schwacher Artikel.

     

    Wenn man den Text mit solchen klaren Aussagen aus dem Bekanntenkreis wie "Ich musste die Uni abbrechen" oder "Es lag an meinem Kopftuch" beginnt und dann einfach den Artikel beendet ohne es aufzuklären oder die tatsächlichen Hintergründe zu erläuten, dann ist das kein guter Stil.

  • FE
    Frau Edith Müller

    Hätte der Artikel nicht unter "Die Wahrheit" erscheinen müssen?

  • Z
    Zaza

    Nun....erst wird mit dem Kopftuch demonstrativ signalisiert "Ich gehöre nicht zu euch und meine Auslegung meiner Religion ist mir wichtiger als mich zu integrieren" und dann wird gejammert, daß dieses Signal verstanden wird.

  • K
    Kommentario

    Das Wort "Rassismus" ist eine Wortkeule, mit der sich so gut wie alles erschlagen lässt. Im eigentlichen Sinne passt es wenig, denn die Wenigsten diskriminieren "wegen der Rasse". Meistens richten sich die Vorbehalte gegen andere Kulturen der Völker (Ethnien).. Besser würde man in einem solchen Fall von Ethnizentrismus sprechen.

  • M
    Mummpizz

    Ich versteh's auch nicht. Warum musste sie den Kurs wegen des Kopftuchs abbrechen? Das klingt – und zwar sehr laut – nach Vorgeschobenheit.

     

    Oder wars ein Friseurkurs? Doch nicht an der Uni?

  • T
    tommy

    Stimme tee12 zu; früher hat sich Rassismus darin manifestiert, dass Europäer Kolonialvölker unterdrückten, ausbeuteten oder ausrotteten; später dann in den Südstaaten der USA teils so, dass schwarze Männer, wenn sie für den Geschmack mancher Weißer etwas zu lange eine weiße Frau anschauten, am nächsten Baum aufgehängt wurden (wobei ihnen oft auch der Penis abgeschnitten wurde); im Nationalsozialismus dann so, dass bestimmte, rassisch definierte Gruppen versklavt bzw. im Fall der Juden vernichtet werden sollten und eingeäschert zum Streuen von Gehwegen benutzt wurden; in diesen Fällen ist der Begriff Rassismus angebracht. Dass es ähnliche Phänomene (sehr) vereinzelt auch heute noch in westlichen Gesellschaften gibt, will ich gar nicht bestreiten - die NSUler, die "nicht-arischen" Ladenbesitzern das Lebensrecht absprachen, kann man wohl zweifellos als Rassisten bezeichnen. Was Frau Gumüsay dagegen berichtet - die subtilen, angeblich ausgrenzenden Blicke - ist dagegen doch einfach nur lächerlich. Erinnert mich auf fatale Weise an einen - wohl gutsituierten - Bürger iranischer Herkunft, der in einer Talkshow mit Sarrazin diskutierte, behauptete, er lebe wegen Sarrazin in Angst und auf die Frage, was sich seit Sarrazins Buch geändert habe, nur zu sagen wusste: "Die Blicke haben sich geändert". Sorry, Diskriminierung mags ja geben, aber eine dermaßen internalisierte Opferhaltung (zumal wenn es einem objektiv besser geht als vielen anderen Gruppen wie Behinderten, Kranken etc.) ist doch abstoßend. Erstaunlich, dass sogar Frau Gumüsay, die ja sonst sehr selbstmitleidig ist, dies teilweise zu erkennen scheint.

  • E
    Enraged

    Kenne die Situation mittlerweile so, das sie meist nur eine Ausrede ist um die eigenen Fehler auf andere abzuwälzen. Dem anderen Rassismus und Faschismus vorzuwerfen, um ihn in einer Weise zu diskreditieren das gar nicht mehr geprüft wird ob das "Opfer" nicht doch der schuldige ist.

     

    Hatte das vor einigen Monaten nachdem ein junger Migrant versucht hatte mich auszurauben, der sagte dann bei seiner Festnahme auch "Nur weil ich Türke bin" und "Ihr scheiss Nazi's".

     

    Das wirkt in meinen Augen höchst kontra-produktiv da kriminelle Gruppierungen von Migranten den Eindruck erwirken alles mit ihrer Herkunft und Kultur zu rechtfertigen, die in meinen Augen aber weder Straftaten rechtfertigt noch erlaubt sich daneben zu benehmen.

  • S
    Socke

    Intelligenter Artikel der auch mal den IST-Zustand vilerorts korrekt beschreibt.

    Es gibt eine Menge Menschen die - aufgrund einer wie auhc ummer gearteten Äußerung oder eines Handelns - sofort als "Rassist" oder "Nazi" beschimfot, durch die Presselandschaft hindurch in die gleiche Position geschoben werden und am Ende vor dem beruflichen und privatem Ruin stehen.

     

    Oftmals haben diese aber weder etwas "rassistisches" getan noch so gesagt. da werden einfach bestimmte Dinge bei der Erzählung weggelassen ("Ich wurde nur nicht genommen weil ich Ali heiße!"... Eigentlich nur nicht weil ich eine 5 in Deutsch und Wipo hatte, aber das sage ich lieber nicht...) oder man wird in die Nähe von Rassisten geschoben ("Wohnt direkt neben dem Naziladen", "pflegte Kontakt zu Rassisten" (z.B. weil man auf die gleiche Schule!!! ging) usw.

     

    Es ist halt schön einfach die "Nazi/Rassisten-Keule" zu schweingen ohne sich über die eventuell tatächlich vorliegenden Verfehlungen von sich selber Gedanken zu machen.

    Ich hoffe das das "Rassistenschwert" irgendwann mal Stumpf wird und man dann wieder echte Diskriminierung und "gefühlte" voneinander unterscheiden kann.

     

    Danke für diesen Beitrag!

  • T
    Teermaschine

    Wer mir schon durch seine Kleidung signalisiert, dass ich, wenn überhaupt, den Status eines Dhimmis erreiche, wird schwerlich einen unbefangenen Umgang erwarten dürfen. Und das hat nichts, aber auch gar nichts, mit Rassismus zu tun.

  • E
    evam

    Kluger Artikel - danke!

  • T
    Tee12

    "Denn Rassismus kann man selten beweisen. Er ist subtil."

     

    Rassismus ist nicht subtil. Denken Sie nur an Südafrika oder die Südstaaten der USA. Der Begriff "subtiler Rassismus" wurde wohl erfunden, als es nicht mehr genug 'richtigen' Rassismus gab. Da haben dann Menschen, die gerne in Heldenpose andere belehren, den Begriff erfunden. Jetzt können sie allen und jedem Rassismus vorwerfen, wann sie nur wollen.

     

    "Was, wenn die Unbeweisbarkeit des Rassismus irgendwann den Missbrauch nicht vom Ernst unterscheiden lässt? Wenn es ausreicht, „Rassist!“ zu rufen, um jemandem auf ewig zu schaden?"

     

    Sie beschreiben präzise den Ist-Zustand.

  • B
    Besserwessi

    wichtiges Thema, den Artikel kann ich aber nur schwer nachvollziehen.

     

    Z.B., wieso musste sie den UNI Kurs abbrechen ?

  • H
    horst

    kopftuch nicht mögen = rassismus?

     

    kann ein deutscher eine deutsche nicht mögen nur weil sie ein kopftuch trägt?

     

    ja. es gibt also auch deutsche muslime. religion hat nichts mit rasse zu tun. (nationalität eigentlich auch nicht)

     

    darum bitte das wort rassismus auch hier mal überdenken. vielleicht ist es auch in diesem artikel fehl am platz.

     

    heitmeyer nennt es viel treffsicherer "gruppenbezogene menschenfeindlichkeit". das passt.