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Kolumne Afrika AfrikaAfrika ist orange

Ilona Eveleens
Kolumne
von Ilona Eveleens

Das orangene Team aus Europa hat mit dem Sieg über Uruguay Ghanas Ehre gerettet. Seitdem ist es wunderbar, in Afrika Holländerin zu sein. Und das hat auch seine Vorteile.

W ir haben euch Holländer vorübergehend zu Afrikanern befördert", schrieb ein kenianischer Kollege per SMS kurz vor dem Spiel Uruguay - Niederlande. Als die niederländische Mannschaft 3:2 siegte, rief er an und sagte: "Rache ist süß. Jetzt stehen wir 100 Prozent hinter euch." Für ihn hatte das orange Team aus Europa mit dem Sieg über Uruguay Ghanas Ehre gerettet. Seitdem ist es wunderbar, in Afrika Holländerin zu sein.

Nach 16 Jahren auf dem afrikanischen Kontinent fühle ich mich nicht mehr völlig holländisch. Ein Teil von mir ist kenianisch geworden. Eine gespaltene Persönlichkeit. Die WM und die Reaktionen zwangen mich in die holländische Ecke. Das wird von mir erwartet. Für einen Monat muss ich als Abgeordnete eines orangefarbenen Landes durchs Leben gehen.

Das hat seine Vorteile. In einem Café in Nairobi erzählte eine Freundin dem Eigentümer, wo ich aufwuchs. Er brachte uns gleich einen extra Kaffee. Umsonst! Und als ich in einem Schuhgeschäft die Angestellten fragte, wer denn am Sonntag gewinnen soll, schallte es aus allen Mündern einhellig: die Niederlande! Als sie nach meiner Meinung fragten, antwortete ich, dass es auch meine Mannschaft ist. "Wo kommen Sie denn her?", fragte eine Verkäuferin. "Niederlande", sagte ich. Sie griff meine Hand, dann ihre Handtasche und holte eine Eintrittskarte für eine WM-Endspielveranstaltung in einem teuren Hotel der Stadt. "Habe ich gewonnen, aber Sie sollen dort hingehen", sagte sie nachdrücklich. "Es ist Ihre Mannschaft!" Ich schlug ihr Angebot aus. Ich muss das Spiel zu Hause mit Freunden angucken, die sich selbst eingeladen haben, "zur Unterstützung", wie sie sagen.

Die Autorin

Ilona Eveleens ist taz-Korrespondentin in Nairobi.

Warum die Begeisterung für die Niederlande? Ein kluger Freund, Professor an einer Universität in Nairobi, erklärt: "Ich mag halt die Niederlande, weil sie schon immer eine ethnisch diverse Mannschaft hatten und jeder Spieler genauso holländisch ist wie der andere." In Spanien und Deutschland sei das anders.

Ich warf vergeblich ein, dass die zahlreichen schwarzen Spieler in den Niederlanden eher ein Hinweis auf die koloniale Vergangenheit des Landes sind. Und es gibt reichlich Holländer, die farbige Mitbürger überhaupt nicht mögen. Das zeigen ja die letzten Wahlergebnisse.

Ein Nachbar hat eine bessere Erklärung als der Professor. Holländische Fußballteams, sagt er, sind oft in Afrika, um Fußballvereinen zu helfen. In Kenia hilft der Niederländische Fußballbund Fußballteams in Armenvierteln und holt die besten ab und zu nach Holland, wo sie eine Woche mit bekannten Trainern trainieren. "Die Holländer teilen mehr als andere Teams ihr Können und ihr Geld mit Entwicklungsländern", lobt er.

Trevor, der Sohn von Bekannten, hat am Sonntag ein Problem: Er hat nichts in Orange zum Anziehen. Er ist ein Anhänger der Niederlande, seit er sich mal kurz in eine Holländerin verknallt hat. Trevor denkt an seinen rot-schwarzen Shuka, das Maasai-Wickeltuch. "Das ist das Nächste zu Orange, was ich habe", sagt er. Mein nigerianischer Ehemann kann das nicht mit ansehen und kommt seinem afrikanischen Bruder zu Hilfe. "Ich habe ein orangefarbenes T-Shirt, das kannst du dir ausleihen. Ich selbst habe eine Baseballmütze in der richtigen Farbe!"

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Ilona Eveleens
Auslandskorrespondentin Kenia
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