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Kolumne Älter werdenMit dem SUV im Suff ins Paradies

Um nicht sofort wieder in Ungnade zu fallen geht's mal wieder um ein zeitgeistiges Phänomen – das Sport Utility Vehicle.

L iebe Altersgenossinnen und -genossen der Generation 50 plus (undogmatisch) links. Um in bestimmten, hochsensiblen Kreisen in- und außerhalb dieser hypertoleranten super Zeitung nicht gleich wieder in Ungnade zu fallen - wie jüngst überraschend nach dem Plädoyer für die grundgesetzlich garantierte Meinungsfreiheit, die in einer demokratisch verfassten Gesellschaft nicht relativiert werden darf; oder auch nach der Hundekolumne -, will ich mich nun mit einem zeitgeistigen Phänomen beschäftigen, das längst schon Soziologen und Psychoanalytiker umtreibt. Es geht um den verhängnisvollen Hang zum SUV (Sport Utility Vehicle) in der Mitte der Gesellschaft (zur Mittelklasse übrigens rechnen sich seit Mitte der 60er Jahre 80 Prozent der Bevölkerung).

Die echte Oberklasse lassen wir also außen vor. Man fährt dort sowieso lieber (wieder) exquisite, exorbitant teure Limousinen, weil selbst die Grenzgänger zwischen Coupé- und Holzklasse glauben, mit ihren angeberischen SUV, die alle den (Auto-)Banken gehören, eine wirtschaftlich prekäre Lage kaschieren zu können. Damit aber wollen die da ganz oben natürlich nix zu tun haben. Sein und Schein: Ein mir bekannter, selbst verschuldet in eine Existenzkrise geratener Advokat jedenfalls fährt die 500 Meter von daheim bis zum REWE mit einer Art stählernem Schneegebirge aus dem Fuhrpark der (noch) liquiden Verwandtschaft, von dessen Sitzen man sich abseilen muss. Wie krank ist das denn!?

Die anderen, in jeder Beziehung armen Schweine rollen mit ihren gigantischen, Sprit ohne Ende fressenden und monströse Feinstaubwolken aus allen Rohren blasenden superdummen Monsterautos skrupellos gleich nach Aldi; bei den Leasingraten ist besser essen halt nicht mehr drin.

Bild: privat 1971
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

ist taz-Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland.

Ganz und gar unerträglich aber sind die SUV-fahrenden und super gestylten jungen kleinen Frauen vom oberen Rand der Mittelklasse, die kaum über das Steuer ihrer brandneuen, demnächst auch noch steuerbegünstigten SUV (alles geleaste Zweitwagen) vor supercoolen Schulen und super Elitekindergärten ihre verzogene - oder gleich erst gar nicht erzogene - Brut aus- oder einladen. Eine Parade der Borniertheit. Generation Protz im Konkurrenz- und Klassenkampf. Sind die natürlich alle hochbegabten Blagen abgeliefert, gehts zum Beautysalon oder zum Shopping, und zwar dorthin, wo die Sonnenbrillen ab 300 Euro kosten. Diese Frauen (Tussis) interessiert nichts außer ihrem eigenen Arsch. Asoziale im wahrsten Wortsinn eben. Und blank polierte Glieder in der Prestigeobjektkette ihrer monetär potenten Gatten: Mein Auto, mein Haus, mein Segelboot, mein Hund, meine Frau. Emanzipation? War bei denen gestern.

Wie gut, dass wir von My Generation schon etwas älter sind. Allradgetrieben aus der Mitte der Gesellschaft heraus als Big Mac mit dem SUV im Suff links auf der BAB direkt ins Paradies respektive den 7. Himmel rasen - oder in die Unfallklinik - ist unsere Sache nicht. Aber offenbar ganz die Freiheit, die SIE meinen. Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht (Heinrich Heine).

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12 Kommentare

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  • TL
    taz Leser

    Der Neid des links-grünen Ökospießers.

  • G
    greteweiser

    @all

    Ist doch toll, dass Otto-Normal-Autofahrer die SUVs als Feindbild hat. Wer über andere schimpft, braucht sich nicht mit sich selbst und dem eigenen Verhalten beschäftigen.

    Alle SUV-Fahrer sind Ökoschweine, nur Otto mit dem Golf ist ein echter Umweltschützer.

    Mir ist das zu billig, SUV-Bashing als Selbstbestätigung wie toll man doch ist. Dabei ist es für die Umwelt mittelfristig völlig egal ob ein Fahrzeug 15 oder 5 Liter verbraucht.

  • H
    hans

    Einfach gut die K-P-Klingelschmitt-Kolumne diese Woche! Zitat eines Vor-Schreibers, weil so super gut ausgedrückt:

     

    Wie geil ist denn dieser Kommentar.

    Super. Das ist echtes taz Niveau. Daher lohnt es sich doch einfach tazLeser (fast der ersten Stunde) zu sein.

    SUV ist so sinnlos.

    Daher Heißt das auch Sinn- Und Verstandlos (SUV).....

     

    Gruß Hans

    Nachtrag:

    Einzig das "fast der ersten Stunde" stimmt nicht ganz.

  • M
    Müller

    Wieso Satire, das ist doch Alltagsbeobachtung. Auf dem Weg zur Arbeit (mit dem Rad) komme ich auf 500 Meter an zwei Kindergärten vorbei. Der eine von einer Wohnungsgenossenschaft, wo die Kinder zu Fuß oder mit einem normalen Auto gebracht werden, der andere Privat, edel, teuer. Da kurven kreuz und quer die SUV durch die Gegend. Da die Frauen kaum was sehen, steht dann schon mal das Auto halb auf der Straße, bevor die sehen, oh, da sind noch andere Verkehrsteilnehmer. Und wer sich kein SUV leisten kann oder will oder weil der Mann damit zu Arbeit gefahren ist, hat dann mindestens einen Mini, A3 oder so. So ca. ein Mal die Woche sieht man auch mal einen Golf.

    Also eigentlich ein schwacher Artikel.

  • GN
    Graf Nitz

    Ist der Kommentar nicht frauenfeindlich?

     

    Hier in Frankfurt sieht man immer mehr migrantische Autofahrer mit einem SUV. Will man denen die "TEILHABE" verweigern?

  • T
    Twilly

    Es tut so gut... so unglaublich gut, diesen Meinungsbeitrag, nein - eher diese Seelenstreichelei, zu lesen. Kann man die nicht als Plakat, oder als Autoaufkleber, oder für auf ein T-Shirt rausbringen. Ich würde es gerne dauerhaft dem ganzen Pack vor die Nase halten, wie arm das ist.

     

    Kurz: DANKE!

     

    PS: Übrigens geschrieben, und genossen, von einem ab30er - es gibt also noch Hoffnung

  • N
    Nils

    Schöner Text! Eine hochpräzise, zutreffende Beobachtung einer unangenehmen Menschengruppierung, die in der Wahl ihres Autos und ihrem Fahrgebaren gleichzeitig ihre Egozentrik, ihren Wunsch nach Dominanz und ihre Rücksichtslosigkeit gegenüber Mensch und Umwelt zur Schau stellt. Diese Menschen sind, auch angesichts ihrer starken Vermehrung in den letzten Jahren, ein schönes Zeichen dafür, wo unsere "soziale Marktwirtschaft" und mit ihr unsere Zivilgesellschaft tatsächlich hinsteuert.

  • I
    Ilmtalkelly

    Auch wenn ich noch nicht zu 50 plus zähle, teile ich die Gedanken des Autors. Allerdings kann ich´s mir nicht verkneifen, die liebevoll umschriebenen dekadenten Arschlöcher ganz sachlich und am liebsten im Beisein meiner Kinder auf ihren zukunftsverbrauchenden lifestyle aufmerksam zu machen. Die sind danach einfach sprachlos oder nur ordinär entrüstet.

  • H
    hansmoser

    Boah ey, schon wieder son Klingelschmitt-Mist.

    Der Typ wär besser auf pi-news aufgehoben.

    Satire ja, aber nicht so.

  • BL
    Bürger Lars (aus Stuttgart)

    Wie geil ist denn dieser Kommentar.

     

    Super. Das ist echtes taz Niveau. Daher lohnt es sich doch einfach tazLeser (fast der ersten Stunde) zu sein.

     

    SUV ist so sinnlos.

     

    Daher Heißt das auch Sinn- Und Verstandlos (SUV).....

  • KD
    Kommt dann im nächsten Rettungspaket

    Es läßt sich massig Geld einsparen, denn Geländewagen brauchen ja schließlich keine Straße und somit kann auf Straßenbau locker verzichtet werden.

  • M
    Marko

    Ich finde es gut das es solche Leute gibt. Damit werden viele Arbeitsplätze in Automobilkonzernen gesichert.

     

    Mercedes, BMW und co könnten ja auch konsequenterweise komplett nach China oder Indien ziehen. Dort werden doch die meisten ihrer Fahrzeuge gekauft.