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Kolumbianischer Kokain–Boss feiert fröhlich die Freiheit

Bogota (afp) - Kolumbiens Regierung hat eine Großfahndung nach Jorge Luis Ochoa, einem der führenden Rauschgiftbosse des Landes, angeordnet, den ein Richter am Mittwoch abend nach fünfwöchiger Haft auf freien Fuß gesetzt hatte. Justizminister Low nannte die Entscheidung am Donnerstag „illegal“ und ordnete strafrechtliche Ermittlungen gegen den verantwortlichen Richter an. Dieser rechtfertigte die Freilassung Ochoas mit dem Argument, seine Haftstrafe von 20 Monaten, die er wegen der „illegalen Einfuhr von Stieren“ aus Spanien absitzen mußte, sei abgelaufen gewesen, und es habe daher keinen Grund mehr gegeben, ihn weiter festzuhalten. Ochoa, einer der führenden Köpfe des „Kartells von Medellin“, eines kolumbianischen Rauschgiftrings, der 80 Prozent des Kokainschmuggels in die USA kontrolliert, hatte 1986 ein Jahr in Spanien im Gefängnis gesessen, bevor er nach Kolumbien abgeschoben wurde. Dort ließ ihn ein Richter im Februar 1987 auf Kaution frei, woraufhin er sofort untertauchte. Am 21. November ging er der Polizei bei einer Straßenkontrolle ins Netz, in einem Luxuswagen, der pikanterweise auf den Namen des Militärattaches der honduranischen Botschaft zugelassen war. Die Vereinigten Staaten verlangten sofort seine Auslieferung nach einem seit 1984 bestehenden Abkommen mit Kolumbien. Das Kartell von Medellin antwortete mit der Drohung, alle führenden kolumbianischen Politiker zu ermorden, falls Ochoa in die USA abgeschoben werde. In Washington schlug die Empörung über die plötzliche Freilassung des prominenten Mafioso besonders hohe Wellen. Der kolumbianische Botschafter wurde ins Außenministerium zitiert, wo ihm der „Abscheu“ der US–Regierung mitgeteilt wurde. Trotz intensiver Fahndung ist es Armee und Polizei bisher nicht gelungen, den flüchtigen Ochoa wieder einzufangen.

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