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Kohl trifft Satan

■ Wer schadet der CDU?

Kohl trifft Satan

Wer schadet der CDU?

Wer schwärzer ist, läßt sich nicht feststellen. Freundlicher jedenfalls ist Bundeskanzler Kohl: „Was machst du denn da“, versucht Kohl in der Rhein-Main-Halle Sonntag abend mit einem Riesenschnauzer ins Gespräch zu kommen. Aber er erntet nur ein unwirsches knurren. „Still, Satan!“ versucht sein Hundeführer die Situation zu retten antwortet stellvertretend:„Satan sucht Sprengstoff.“ Das 30seitige, angeblich aus dem Konrad-Adenauer-Haus stammende „Geheimpapier“, über das am Sonntag abend alle Pressewelt redet, hat der Polizeihund allerdings nicht aufgestöbert. Und schon gar nicht, woher das Kohlkritik-Papier stammt. Mangels gesicherter polizeilicher Erkenntnisse wird später beim Presseempfang im Kloster Eberbach wild spekuliert: aus dem Hause Späth soll das Papier kommen. Kohls Umgebung selbst soll die Intrige auf den Weg gebracht haben, behaupten andere: damit der Eindruck entsteht, das Papier sei von Kohl-Kritikern verfaßt worden. Der Unmut über diese Methode sollte dann einen Solidarisierungsschub mit dem Kanzler auszulösen. Ganz Mißtrauische tippen auf eine CSU -Seilschaft im BND, aber auch der Abteilung Desinformation des KGB, aber auch der SPD wird einiges zugetraut.

Wo niemand nichts Genaues weiß, sucht der Kanzler Trost und Gewißheit in der Vergangenheit. Vor einem Plakat von Ludwig Erhard bleibt er stehen: „Meine Kritiker begleiten mich wie eine Meute, predigen Unheil, malen den Teufel an die Wand und streuen düstere Prophezeiungen. So ist es denn meine Aufgabe, dem deutschen Volk Mut und Zuversicht zu geben, denn es sind zu viele am Werk, es wieder in Verzweiflung und Lebensangst zu treiben“, wird der Ex-Kanzler dort zitiert. „Das ist sehr gut, Friedhelm“!, wendet sich der Noch-Kanzler an seinen Pressesprecher, „das ist wirklich sehr gut, das müssen wir drucken“.oto

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