: Kohl: 1000 Jahre deutsche Einheit
■ Der Bundeskanzler und die historischen Dimensionen
Berlin (taz) - Sonntag nachmittag ließ er sich von den versammelten Vertriebenen noch auspfeifen für sein unmißverständliches Ja zur polnischen Westgrenze. Kurz danach gerieten Kanzler Kohl die historischen Dimensionen im Zusammenhang mit Deutschland durcheinander. Auf die Frage eines ARD-Reporters nach den Erfolgsaussichten der Gespräche mit der SPD über Wahltermin und Bundestagsauflösung antwortete Kohl: „Ich warte das mit Ruhe ab. Wir alle haben immer erklärt, wir sind für die Einheit. Und ich hoffe, für die nächsten 1000 Jahre kommt nie wieder ein Zustand, daß man über eine solche Frage einer Teilung unseres Vaterlandes reden muß.“ Warum denkt einer bei der deutschen Frage an den Zeitraum von 1000 Jahren? Vielleicht, weil ihm schon beim Staatsbesuch in Israel die „Gnade der späten Geburt“ einfiel? Mit der ausgestattet, kann Kohl allerdings in historischen Dimensionen denken, die es in Deutschland schon mal gab.
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