: Körperertüchtigung mit Punkgestus
■ Harmonisch Rock-'n'-Roll-Brett fahren: Die „Vans Warped Tour“ am Millerntor
Hardcore und Skateboardfahren sind einander traditionell nicht fremd. Im Kalifornien der ausgehenden 70er und frühen 80er Jahre teilten sie sich Publikum und Outfit, Bandschriftzüge zierten Boards, Bands hatten „Skate Babylon“ oder Ähnliches im Repertoire. Hardcore hat seinen Zenit eigentlich überschritten, und Skateboardfahren schien zwischenzeitlich ebenfalls jugendkulturelle Randerscheinung – zwischen den reglementierten Ruhezonen privatisierter Innenstädte, Jugenzentrums-Rampen und dem fitnesstrunkenen Nachfolge-Trendsport Inline-Skating.
Da ist es bemerkenswert, dass seit Mitte der 90er Jahre ein Spektakel die Welt bereist, das die alte Koalition unter neuen Vorzeichen wiederzubeleben sucht. Zum dritten Mal kommt die Vans Warped Tour nach Deutschland und gastiert im hiesigen Millerntorstadion, als Heimat des FC St. Pauli das Sport/Pop-Crossover-Stadion schlechthin. Jenseits alter Grabenkämpfe ziehen Hardcore-, Crossover- und Hiphop-Acts postmodern-harmonisch mit Skateboard-, BMX- und Inline-Fahrern umher – laut Info damit „Event einer ganzen Jugendbewegung“. Ihre Teilnahme hieran habe die Suicidal Tendencies, seit frühesten Tagen notorische Vermittler zwischen Punkgestus und Körperertüchtigung, leider abgesagt, ebenso die 7 Seconds und Blink 182.
Musikalischer Höhepunkt bleiben somit, neben den wohl prominentesten Ärzten und Alt-Gangsta Ice T, Sick of it All. Deren Ostküs-ten-Großstadtdschungel-Romantik hatte zwar selten mit Trendsport zu tun, Besucher der Vans Warped Tour aber werden wohl auch diese Paarung zu goutieren wissen. Alexander Diehl
Vans Warped Tour 1999 mit den Ärzten, Ice T, Sick of it All, Pennywise. Such a Surge, Beatsticks u.a., 26. August, 15 Uhr, Millerntorstadion.
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