Kölns politische jugendorganisationen – teil 5 der taz-serie, heute: solid : Netzwerken in der Kaderschmiede: von links-alternativ bis sozialistisch
Solid ist mit zehn Mitgliedern der kleinste Kölner Jugendverband im Umfeld einer politischen Partei. Und der neueste. Auch die PDS will nun dafür sorgen, dass ihr mehr junge Menschen zuströmen. Da ist es passend, dass der 31-jährige Kreissprecher der PDS, Timothy Maywood, gleichzeitig Gründungsvorsitzender der solid in Köln ist. Trotzdem ist der Jugendverband offiziell unabhängig. Er sieht die PDS nur als „wichtigsten Bündnispartner, deren Politik solidarisch und kritisch begleitet wird“.
Schon seit einem Jahr treffen sich Kölns solid-Leute in losen Zirkeln. „Wir dachten, dass es langsam Zeit wird, unsere Strukturen zu vernetzen“, so Maywood. Immerhin biete solid mit seiner Konstruktion auch landes- und bundesweite Kontakte. „Unser Vorteil, ist, dass wir ein breites Spektrum abbilden: von der links-alternativen Seite bis hin zum klar sozialistischen und antikapitalistischen Bereich.“
Für Maywood selbst waren Schüler- und Studentenvertretung die politische Einstiegsdroge. Im Bundestagswahlkampf 1998 wurde ihm dann klar, dass dringend eine sozialistische Alternative gestärkt werden müsse. Deshalb trat er der PDS bei: durchaus nicht als Karriere-Option, denn eine Regierungsbeteiligung kann sich Maywood für seine Partei kaum vorstellen. „Dazu gibt es in Hinblick auf andere Parteien viel zu viele unüberbrückbare Positionen, vom Sozialabbau über die Kriegspolitik bis zu Flüchtlingsfragen.“ Wie problematisch etwa eine rot-rote Zusammenarbeit sein kann, sehe man in Berlin. Maywood hält es für falsch, dass die dortige Regierung für die EU-Verfassung votieren will.
Reibereien mit dem Mutterverband gibt es trotz teilweiser Personengleichheit natürlich auch in Köln und NRW. So wollten die solid-Leute für die Landtagswahl gerne einen der vorderen Kandidatenplätze haben – die etablierten Politiker lehnten das aber ab. Trotzdem ist der Jugendclub fürs Netzwerken durchaus wichtig Das weiß man auch bei der PDS. Denn politisch umworbene Gruppen wie die Gewerkschaftsjugendlichen oder politische Hochschulgruppen lassen sich besser von solid ansprechen als direkt von der Partei.
„Aufmucken gegen Rechts“ ist ein weiterer Schwerpunkt der „soliden“ Jugendarbeit. Die bundesweite CD mit Musik gegen Rechtsextremismus wurde auch in Köln von solid-Mitgliedern unters Schülervolk gebracht. Außerdem will man in Jugendzentren mit den Kids über die Folgen von Kürzungen diskutieren.
Wenn die Schüler dort dann auch mit einer ganz anderen Kampagne von solid in Berührung kommen, dürfte der Ärger mit anderen Parteien programmiert sein. Denn der PDS-nahe Verband setzt sich konsequent für die Legalisierung von Haschisch ein. FRANK ÜBERALL