: Kochplatte? Blumenbeet!
Mittelschicht findet in Krise neues Freizeitfeld
Es gibt Trends, für die ist selbst der berühmte Trendforscher Mathias Hoax einfach zu spät dran. Nach „Kiffen ist das neue Lernen“ heißt es nämlich jetzt plötzlich: „Gärtnern ist das neue Kochen“. Sagt niemand geringeres als die schattige Sonnenschirmherrin herself, die Berliner Gartenbloggerin Carolin Engwert, deren Textwildwuchs auf hauptstadtgarten.de dringend abgejätet werden sollte. Die Waldundwiesen-Agentur dpa hat um diesen Vorstadthype herum eine echtes Stilblütenbeet angelegt und mit der Markenheckenschere vom Baumarkt eine Schneise in die diskursive Wüste der doofdeutschen Einfamilienhaussiedlungserfahrungen geschlagen: „In diesem Coronafrühling haben wir unseren Garten eigentlich erst richtig kennengelernt“, sagen dort etwa Conny und Malte aus Eggstedt (Namen klingen wie ausgedacht, könnten aber echt sein, Anm. der Red.) ihren Text auf. Ob sie sich ihrem Garten auch so korrekt vorgestellt haben, mit Handschlag und Namen und allem? Und sind die dunklen, gartenlosen Zeiten von neudeutsch „BC“, also von „Before Corona“, überhaupt schon richtig verarbeitet? Welche Saat wird da eigentlich gesät? Und geben jetzt auch Wutköche wie Attila H. ihre Kochmütze ab und schnallen sich einen Rasenmäher vor den blanken Bauch? Schön wär’s!
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