Koalitionsverhandlungen: CDU pfeift auf Mindestlohn
Gilt auch für die "Bürgerarbeiter" eine Lohnuntergrenze? Mag sein, sagt die SPD. Nicht so wichtig, die CDU - die im Bund mit Mindestlohn punkten will.
Während sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf Bundesebene für ihr Durchringen zum Mindestlohn feiern lässt, wird in Berlin um die Bezahlung von Bürgerarbeit, vormals öffentlich geförderter Beschäftigungssektor ÖBS, gerangelt. Das Thema Mindestlohn sei an dieser Stelle zweitrangig, sagt CDU-Wirtschaftsexperte Thomas Heilmann. Da ist noch längst nichts entschieden, so die SPD-Sprecherin für Soziales, Ülker Radziwill.
In der Koalitionsrunde zum Thema Soziales hatte Rot-Schwarz dem einstigen Prestigeprojekt der Linken eine klare Absage erteilt. Der ÖBS, bei dem Langzeitarbeitslose sozialversicherungspflichtig und zu Mindestlohnbedingungen beschäftigt werden, soll so nicht fortgesetzt werden. Bislang verdienten die im ÖBS Beschäftigten mindestens 1.300 Euro im Monat bei 40 Stunden Arbeit pro Woche. Aktuell sind noch etwa gut 5.000 Menschen im ÖBS tätig.
Vor allem die CDU will nun auf das Bundesprogramm Bürgerarbeit umstellen, bei dem die Langzeitarbeitslosen zwar ähnliche Jobs übernehmen, aber nur noch 900 Euro brutto bei 30 Wochenstunden verdienen sollen. "Wenn die neue Koalition künftig den ÖBS durch die Bürgerarbeit ersetzt, schafft sie einen Bereich Arbeit mit Bezahlung zweiter Klasse", fürchtet Noch-Arbeitssenatorin Carola Bluhm (Linke). Den geringen Verdienst müssten im Zweifel die Jobcenter aufstocken und die Miete für die Bürgerarbeiter übernehmen.
Bis Mittwoch wollen die Experten aus CDU und SPD eine gemeinsame Position zur Bürgerarbeit erarbeiten. Es sei noch nicht entschieden, ob und wieviel das Land auf die 900 Euro "aufsattelt", heißt es von der SPD. "Bei der Überarbeitung müssen wir uns anschauen, was in Sachen Mindestlohn auf Bundesebene passiert", so Radziwill.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung