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Koalitions-Kröten-Fressen

■ Sozialdemokraten sehen noch Chancen für Rot-Grün / Reihen sind geordnet

Geruhsames Zurücklehnen bei der SPD-Rechten, letzte Appelle von der Linken an die GAL. Einen Tag vor Beginn der vier vorentscheidenden Verhandlungsrunden zwischen Grünen und SPD haben Vertreter der sozialdemokratischen Lager ihre Reihen geordnet.

Defensive Ausrichtung zum Beispiel bei Günter Elste: „Ich bin gespannt auf die Vorschläge der GAL“, erklärt der exponierte Vertreter des Anti-Rotgrün-Flügels seiner Partei und macht deutlich, daß er nicht gewillt ist, den Grünen entgegenzukommen. Es gehe darum, ein Maximum an SPD-Positionen durchzusetzen. Sein Verhandlungsziel sei nicht eine rotgrüne Koalition, sondern „ein definiertes Ergebnis“. Daß dies für ihn nur eine Absage an die GAL sein kann, sagt Elste zwar nicht, er läßt aber keinen Zweifel daran, daß er es so meint.

Kontrollierte Offensive dagegen bei Jan Ehlers, von Voscherau vom Verhandlungstisch verbannter Vertreter des linken Parteiflügels: „Wenn es läuft wie beim Thema Wohnungsbau,“ sagt der Ex-Sozialsenator, „dann werden das erfolgreiche Verhandlungen“. Allerdings müsse sich die GAL davon verabschieden, daß man in den kommenden Jahren eine visionäre Politik betreiben könne. „Extreme Nüchternheit und Kärnerarbeit“ sei gefragt, den Traum vom „rotgrünen Erfolgsbündnis“ müsse man sich angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und des Mangels an Überzeugungskraft rotgrüner Visionen abschminken.

Mit anderen Worten: Die Zeit der Frühstücke ist vorbei. Da die SPD notfalls auf andere Partner zurückgreifen könne, „eine erpresserische Situation“ deshalb nicht gegeben sei, müsse die GAL die großen SPD-Kröten (Verkehrsgroßprojekte, Hafenerweiterung, Elbvertiefung) schon fressen. Verhandelbar sei nicht das Ob, sondern allenfalls das Wie. Ulli Exner

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