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Knast für Securitate-Kinder

■ Zwei Jungen aus Temeswar im Alter von zwölf und dreizehn Jahren inhaftiert / Sie hatten angeblich in einem Krankenhaus Lichtsignale an die gefürchtete Geheimpolizei gegeben

Temeswar (afp) - Zwei Kinder im Alter von zwölf und dreizehn Jahren sind Anfang Januar in Temeswar festgenommen worden, weil sie Mitglieder der berüchtigten Sicherheitspolizei Securitate Informationen über den Militärschutz eines Kinderkrankenhauses geliefert hatten. Das teilte einer der Leiter des Krankenhauses, Professor Ion Turcanu, am Samstag mit.

Die beiden Kinder, die Waisen sind und Cristian und Adrian heißen, wurden in der Nacht von einem Soldaten überrascht, als sie Lichtsignale nach draußen sandten. Sie hatten wegen angeblicher Schwächeerscheinungen infolge von Mangelernährung um die Einlieferung ins Krankenhaus gebeten.

Nach dem Sturz Ceausescus hatten nach Presseberichten immer noch aktive Securitate-Leute die Absicht, die Kinderklinik anzugreifen und Kinder als Geiseln zu nehmen. Bei dieser Aktion sollten Cristian und Adrian als Informanten dienen und den Angreifern Angaben über die zur Verteidigung des Krankenhauses abgestellten Soldaten machen.

„Als wir dahinterkamen, haben wir ihnen leichte Beruhigungsmittel geben müssen, ohne daß dies irgendwelche Wirkung gehabt hätte“, sagte Professor Turcanu und gab zu verstehen, daß die Kinder möglicherweise Aufputschmittel genommen haben könnten. Durch stärkere Beruhigungsmittel seien die beiden Jungen dann in Halbschlaf versetzt worden, und einer der beiden habe dann „soldatisch“ gesagt: „Melde, daß wir unsere Mission noch nicht erfüllt haben.“

Die beiden Jungen wuchsen laut 'Temesvari uj szo‘ in einem zu einer Militärschule umgewandelten Waisenhaus in der Nähe von Temesvar auf. Dort wurden der Zeitung zufolge die künftigen Securitate-Leute herangezogen, denen man eintrichterte, ihre einzigen Eltern seien Elena und Nicolae Ceausescu, bis sie die beiden abgöttisch verehrten. Cristian und Adrian gaben mittlerweile zu, Securitate-Mitglieder während der Kämpfe mit Munition versorgt zu haben.

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