: Knapp gegen die Zivis
■ Nach Hammelsprung: Bundestag lehnt ZDL-Kompromiß ab
Bonn (taz) — Die Bundestagsmehrheit von CDU/CSU und FDP bleibt dabei, daß der Zivildienst mit 15 Monaten drei Monate länger dauern soll als der Wehrdienst. Mit 225 gegen 182 Stimmen lehnte das Regierungslager den Vorschlag des Vermittlungsausschusses auf 13 Monate Zivildienst bei 12 Monaten Wehrdienst ab. Die nach dem Zuzug der 144 DDR-Abgeordneten herrschende neue Unübersichtlichkeit machte den Hammelsprung nötig, bevor dieses Ergebnis ausgezählt werden konnte. Rund 250 Abgeordnete fehlten. Beobachter vermuten, der Grund für die Abwesenheit vieler Ost-CDU-Abgeordneter sei gewesen, so dem Fraktionszwang zu entgehen. Die Volkskammer hatte früher einen Beschluß über gleichlangen Wehr- und Zivildienst gefaßt. In der teilweise erregten Debatte, in der aus den Reihen der Union von „Volksfront“ gegenüber der einigen Opposition aus SPD, Grünen und PDS gesprochen wurde, plädierte Vera Wollenberger (Bündnis 90/Grüne) außerdem vergeblich dafür, die Gewissensprüfung abzuschaffen, die einer reifen Demokratie unwürdig sei.
Nun muß sich erneut der mehrheitlich von SPD-regierten Ländern beherrschte Bundesrat mit der Verkürzung des Zivildienstes befassen. Über ein Bundesratsvotum kann sich der Bundestag erneut mit der Mehrheit der Abgeordneten hinwegsetzen. SEITE 4
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