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Klinik gegen Schertz

■ Polizeichef soll Äußerung über mangelnde Hilfe zurücknehmen

Berlin. Das evangelische Waldkrankenhaus Spandau verlangt von Polizeipräsident Schertz eine Unterlassungserklärung. In einer gestern veröffentlichten Erklärung wird Schertz aufgefordert, künftig nicht mehr zu behaupten, eine Ärztin des Krankenhauses hätte sich einer verletzten Polizeibeamtin gegenüber abfällig geäußert und sie nicht ausreichend medizinisch versorgt. Hintergrund der Auseinandersetzung: Schertz hatte am vergangenen Freitag auf einer Pressekonferenz über eine am 3. Oktober von einem jungen Mann mit einer Eisenstange verletzte Polizistin informiert (die taz berichtete). Nach dem Vorfall sei die Frau in das Krankenhaus gebracht und dort von der Ärztin mit den Worten: »Ich mag keine Polizisten!« empfangen worden. Schließlich habe man die Polizistin trotz schwerer Gehirnerschütterung, eines Kapselrisses am Ellbogen und Prellungen am Rücken mit drei Aspirintabletten entlassen.

Nachdem bereits der Leiter der chirurgischen Abteilung die Vorwürfe gegenüber der taz zurückgewiesen hatte, stellte sich gestern auch die Krankenhausleitung schützend vor ihre Mitarbeiterin. Es hätte zu keinem Zeitpunkt der Untersuchung einen Hinweis auf eine Gehirnerschütterung gegeben. Die Verletzung im Ellbogen sei ausreichend versorgt worden. Für die auf der Pressekonferenz vorgetragene schwerwiegende Diagnose der nachsorgenden Privatklinik »liegt uns bis heute keine ärztliche Bestätigung vor«, heißt es in der Erklärung des Krankenhauses weiter.

Von dem Täter, der von der Polizei mit Fahndungsfoto gesucht wird, fehlt nach wie vor jede Spur. Eine Gruppe »Autonomer Kommunisten« hat inzwischen Plakate in Kreuzerg geklebt und »Pressefritzen und Fotografen« sowie Demonstrationsteilnehmer dazu aufgerufen, das »Maul zu halten«. Der Angriff auf die Polizeibeamtin ereignete sich am Rande der Demonstration auf dem Alexanderplatz. Die Polizei hat inzwischen einen Fotografen ermittelt, der den mutmaßlichen Täter von vorne fotografiert hat. Die Videobänder hatten ihn nur von hinten festgehalten. ccm

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