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Klimacamps in den KohlerevierenAuf zum nächsten Ausstieg

Die Energiewende wird nie klimafreundlich, wenn weiter Kohle gefördert wird, meinen Umweltschützer. Die Klimacamps richten sich dieses Jahr explizit gegen den Kohletagebau.

In der Nähe werden die Zelte aufgeschlagen: Das Vattenfall-Braunkohlekraftwerk im brandenburgischen Jänschwalde Bild: dpa

BERLIN taz | Nachdem der Ausstieg aus der Atomkraft absehbar ist, widmet sich die Umweltbewegung verstärkt dem Kampf gegen die umweltschädliche Kohleförderung. In den nächsten Wochen wird es gleich zwei Klimacamps in Kohlefördergebieten geben. Am 7. August werden UmweltaktivistInnen in Jänschwalde bei Cottbus in unmittelbarer Nähe des dortigen Kohlekraftwerks ihre Zelte aufbauen. Knapp drei Wochen später, am 26. August, geht es im Tagebaugebiet Hambach bei Köln weiter.

"Braunkohle ist ein Klimakiller Nummer eins. Das Festhalten daran blockiert eine Energiewende, die sozialverträglich und demokratisch zu gestalten ist", erklärt Stefanie Groll vom Umweltbündnis gegenstromberlin, die an der Vorbereitung des Camps in Jänschwalde beteiligt ist.

Aktionen für alle

Der Energiekonzern Vattenfall will das Kohlekraftwerk bis 2015 zu einem Pilotprojekt für das CCS-Verfahren ausbauen. Diese Methode der Abscheidung und Verpressung von Kohlenstoff, gegen die sich in vielen Brandenburger Gemeinden Widerstand regt, wird bei den Debatten der UmweltaktivistInnen eine wichtige Rolle spielen.

"Das Camp soll ein Ort der Diskussion, der Vernetzung und des Protests sein", sagt Daniel Häfner von Robin Wood Cottbus. Die Aktionen seien so angelegt, dass "die 18-jährige Punkerin ebenso teilnehmen kann wie die 80-jährige Bäuerin".

Am ersten Camptag startet auch eine von der Umweltgruppe Cottbus organisierte Bustour, die über Lausitzer Dörfer, die vom Abbaggern bedroht sind, zum Solarkraftwerk Lieberose führt. Damit sollen den TeilnehmerInnen sowohl die Folgen der Braunkohleförderung als auch die Alternativen vor Augen geführt werden. Weitere Veranstaltungen widmen sich dem Austausch mit UmweltaktivistInnen aus Polen und Weißrussland.

Abschlussdemo

Zum Abschluss ist am 13. August eine Demonstration unter dem Motto "Unsere Energie ist nicht Eure Kohle" geplant, die um 14 Uhr am Cottbusser Hauptbahnhof startet. Zwei Tage später beginnt eine Klimaradtour, die den Jänschwalder Protest mit dem im rheinischen Braunkohlerevier verbindet.

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3 Kommentare

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  • B
    Braunkohleschnecke

    Na prima, dann wird der Strom eben durch Laufräder erzeugt, in denen vegan ernährt 80-jährige Bauernpunks für ihre Überzeugung rennen.

  • PS
    Peter S.

    Für die "Superdemokraten" der "Klimacmps", in Brandenburg ist ein Bürgebegehren zwecks Ausstieg aus der Braunkohleförderung grandios gescheitert. Eine Minderheit will jetzt wieder der Mehrheit ihren Willen aufzwingen.

  • E
    EnzoAduro

    Bei der Klimakonferenz in Kopenhagen hat die Welt Europa und Japan ins Gesicht gespukt. Die sind jetzt die einzigen Deppen die beim Kyoto-Protokoll mitmachen.

     

    Vielleicht sollte man das auch betrachten, anstatt immer nur von "Jeder soll vor seiner Haustür kehren" quatsch zu faseln.

     

    Wenn der Klimawandel kommt, dann ist es besser wenn wir dann noch reich sind. Dann haben wir Geld höhere Dämme etc. zu bauen. Aber wenn wir als einzige auf alle billigen Energiequellen setzen, verlieren wir viel Industrie und werden arm. Und der Klimawandel kommt trotzdem.

     

    PS: Die "historische Schuld" der Industriestaaten mit den Emissionen der Vergangenheit relativiert sich mächtig wenn man das Abholzen von gigantischen Gegenden mitbetrachtet und bedenkt das viele Technologien jetzt den Wirtschaftsaufschwung in den Entwicklungsländern ermöglichen. Die Chinesen könnten gar keine Hochhäuser bauen wenn der Herr Siemens nicht den elektrischen Fahrstuhl erfunden hätte. Nur so als Mini-Beispiel.