: Kleine Klassen kosten Geld
betr.: „Neue Kultusminister braucht das Land“
Bei allem Wohlwollen, so simpel geht es nicht! Sie verunglimpfen die gesamte pädagogische Hochschulausbildung seit den 70er Jahren in Deutschland. Bereits zu meiner Studienzeit in den 80er Jahren war Frontalunterricht verpönt und Konzepte für eine differenzierte und schülerorientierte Unterrichtspraxis waren das Nonplusultra in der Lehrerausbildung. All die Reformvorschläge, die im Zuge der Pisa-Studien jetzt diskutiert werden, wurden schon in den verschiedensten Modellschulen seit der Bildungspolitik der Brandt-Regierung in den 70er Jahren ausprobiert und umgesetzt.
Wenn sich diese modernen Unterrichtsformen im Schulalltag nicht durchgesetzt haben, dann muss es wohl an den Rahmenbedingungen in den Schulen liegen: Ein überreglementiertes Bildungssystem mit starren Schulvorschriften und Unterrichtszeiten, mangelhafte Ausstattungen und vor allem hohe Klassenfrequenzen. Hieran haben sich inzwischen Generationen von Junglehrern die Zähne ausgebissen. Ich möchte Sie mal sehen, Herr Füller, bei der „Moderation von Lernprozessen“ in einer Mittelstufenklasse mit 30 oder mehr Schülerinnen und Schülern! Kleine Klassen kosten Geld – nämlich mehr Lehrer. Deshalb wird dieser Aspekt immer schön kleingeredet – von der Kultusministerriege und leider auch von Ihnen. HARTMUT GRAF, Hamburg