: „Klein Ocean“ kommt nach Cuxhaven
■ Geplanter Ocean-Park in Bremerhaven kriegt Konkurrenz, das „Sea-Life-Center“
Bremerhaven hat eins und will noch ein größeres. Oberhausen kriegt eins, und auch Cuxhaven will nicht mehr ohne sein. Aquarien kommen als Touristenattraktion offenbar groß in Mode: Erst vor einer Woche ist in Bremerhaven das Atlanticum im Forum Fischbahnhof eröffnet worden. Hinter Glasscheiben können die Besucher dort für zehn Mark Eintritt in einem zimmergroßen Bassin Fische und Krustentiere der Nordsee und des Nordatlantiks bestaunen. Im Ocean-Park, der am Alten Hafen geplant ist, soll auch ein Aquarium stehen. In Oberhausen, etwa drei Autostunden von der Seestadt entfernt, wird ebenfalls ein Großaquarium gebaut (siehe taz 19.2.). Und auch die Stadt Cuxhaven will nicht länger ohne sein: Im „Sea-Life-Center“ sollen die Touristen künftig Flora und Fauna der Nordsee bestaunen können. Das hat der Rat der Stadt jetzt beschlossen. Das 3.000 Quadratmeter große Grundstück in Duhnen wird dem privaten Investor, der englischen Firma Vardon Attraction Ltd., in Erbpacht zur Verfügung gestellt. Öffentliche Zuschüsse gibt es nicht. Über das Investitionsvolumen wollen sich die privaten Betreiber nicht äußern. Sie verraten nur so viel: Schon 1998 soll das Aquarium eröffnet werden.
Das treibt einigen Seestadt-Politikern die Sorgenfalten auf die Stirn: „Angesichts der Konkurrenz in Cuxhaven und eventuell auch in Oberhausen – falls Chermayeff dort baut – ist die Idee, in Bremerhaven auch ein Aquarium zu bauen, absolut hirnrissig“, schimpft der Fraktionschef Christian Scherzer (Grüne). „Betrachtet man dann noch das Atlanticum im Forum Fischbahnhof und das schon bestehene Aquarium im Zoo am Meer, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann die Entscheidungsträger mit ihren Plänen endgültig baden gehen.“
Helmut Kuhlmann, Fraktionsvorsitzender der Wählerinitiative Arbeit für Bremen (AfB), schlägt in die gleiche Kerbe. „Das Aquarium in Cuxhaven ist zwar sehr viel kleiner“, räumt er ein. „Aber wenn man bedenkt, daß die Leute überall Eintritt zahlen müssen, könnte das Aquarium in Cuxhaven schon zur Konkurrenz werden.“
Die Cuxhavener hingegen wiegen sich in Sicherheit. „Wir haben hier von Gott gegeben eine Super-Situation“, schwärmt der stellvertretende Kurdirektor Wilfried Weißhuhn. „Die Touristen können baden oder eine Vielzahl anderer Attraktionen in Cuxhaven besichtigen. Wenn sie dann zu einem Tagesausflug nach Bremerhaven fahren, macht uns das nichts aus. Im Gegenteil. Das raten wir unseren Gästen sogar.“
Die Statistik gibt ihm recht: Rund 300.000 Kurgäste sonnen sich jährlich an den Stränden Cuxhavens. Die Kurverwaltung zählt 3,5 Millionen Übernachtungen pro Saison. Im gesamten Landkreis Cuxhaven wird die Zahl der Übernachtungen sogar auf über fünf Millionen geschätzt. Davon will Bremerhaven profitieren und die Touristen mit dem Ocean-Park in die Seestadt locken.
„Der Ocean-Park ist doch viel größer als das Aquarium in Cuxhaven“, winkt Sigismund von Dobschütz, Geschäftsführer der Tourismusförderungsgesellschaft in Bremerhaven ab. „Wir werden eine Attraktion schaffen, die die Leute länger in die Stadt zieht“, verspricht er. Ob das tatsächlich in Erfüllung geht, müsse man erst noch sehen, ist AfB-Chef Kuhlmann skeptisch. „Das Problem ist, wir können zur Zeit nicht einschätzen, ob das Aquarium in Cuxhaven für uns zur Konkurrenz wird, weil die Köllmann GmbH ihr Konzept für den Ocean-Park einfach noch nicht auf den Tisch gelegt hat.“ kes
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