Klarissa Krause hat ganz viel Neues über die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gelernt: Selbst Berlin hilft der Kultur
Das war ein erfolgreicher Tag für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Vormittags fand die Unterzeichnung eines neuen Finanzierungsabkommens statt, abends der Jahresempfang in der James-Simon-Galerie. Für einen Tag fühlte sich die Museumsinsel an wie der G20-Gipfel. Denn die Stiftung hatte prominenten Besuch: Olaf Scholz (SPD), Claudia Roth (Grüne) und die Ministerpräsident*innen der Länder kamen am Mittwochvormittag zur Unterzeichnung von zusätzlichen 12 Millionen Euro Förderung im Bode-Museum zusammen. Ab 2026 gibt es 9 Millionen Euro extra vom Bund und 3 Millionen von den Ländern. Der Haushalt der größten deutschen Kultureinrichtung liegt damit bei der stolzen Summe von rund 135 Millionen. Darin ist der Bauetat nicht inbegriffen.
Mit dem Geld werden 25 Kultureinrichtungen in Berlin und über 2.000 Mitarbeitende finanziert. Genannt seien die Museumsinsel, die Stabi, der Hamburger Bahnhof und zahlreiche weitere Museen in der ganzen Stadt.
Der Noch-Präsident der Stiftung, Hermann Parzinger, der beim Jahresempfang seinen 66. Geburtstag mit einer Schokoladentorte und Geschenken von Roth feiert, verkündet, dass das zusätzliche Geld in die internationale Vernetzung gesteckt wird – etwa in ein Tandemprogramm mit der University of Oxford. Auch neue Ausstellungen wurden angekündigt, wie zu Göbekli Tepe, einem prähistorischen Fundort im Osten der Türkei.
Den zusätzlichen Geldsegen nennt Parzinger „ein Geschenk an meine Nachfolgerin“. Das ist Marion Ackermann, erfahrene Kuratorin und Museumsdirektorin in Dresden. Am 1. Juni übernimmt sie die Geschäfte der Stiftung. Sie tritt mit dem Vorhaben an, „positive Stabilität in schwierigen Zeiten“ zu vermitteln. Es sei vonnöten, risikobereit und agil auf die Weltlage zu reagieren. Aus der Belegschaft ist zunächst nur Gutes über die neue Chefin zu hören. Sie habe Museumserfahrung, stehe für neue Aufbrüche und nahbare Kommunikation. Ob das gelingt, wird sich zeigen.
Unter den Gästen des Jahresempfangs war auch der für seinen Kultursinn allseits bekannte Kai Wegner (CDU), der etwas zu spät ins Auditorium geschlichen kam. Trotzdem konnte er hören, wie Noch-Kulturstaatssekretärin Roth (Grüne) die Aufstockung der Stiftungsgelder mit ironischem Unterton als „ein starkes Zeichen auch für Berlin, lieber Regierender Bürgermeister“ bezeichnete.
Erst im Februar wurde bekannt, dass zu den 130 Millionen Euro, die in Berlin 2025 vom Kulturetat gekürzt wurden, 15 Millionen im nächsten Jahr hinzukommen werden. Die Aufwendungen für die weltbekannte Stiftung Preußischer Kulturbesitz aber steigen auf insgesamt 11,8 Millionen Euro jährlich. Das ist rund eine Million mehr als zuvor. Doch in Zeiten klammer Kassen ist das viel Geld. Sosehr man der Stiftung ihre Millionen gönnt, so sehr stellt sich in Berlin die Frage: Woher kommt plötzlich all das Geld?
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