piwik no script img

Kirchliche Kiebitze: Gottesdienstbesucher werden überwacht

Foto: Derherrsiehtallesfoto: reuters

Dass ein angeblich lieber, aber tatsächlich doch eher zürnender Gott jede noch so kleine Verfehlung sieht, ist ein Damoklesschwert, das Gläubigen von ihren jeweiligen Kirchen nur allzu gern über das Haupt gehängt wird. Mit so einem allwissenden Popanz lässt sich eben trefflich Eindruck schinden. Blöd nur, dass der Herr seine Überwachungsdaten bislang nicht mit den irdischen Stellvertretern zu teilen geruhte. So blieb die Drohung der Kleriker immer reichlich folgenlos. Das IT-Unternehmen Face-Six, ansonsten für säkulare Kunden wie Casinos und Flughäfen tätig, hat nun endlich Abhilfe geschaffen, berichtete der Evangelendienst epd gestern beglückt, und eine Überwachungssoftware eigens für kirchliche Belange geschneidert. Das „Churchix“ geheißene Programm versteht sich auf Gesichtserkennung und petzt gnadenlos, welche Schäfchen brav am Gottesdienst teilgenommen haben und welche schwänzten. „Die Kirchen, mit denen wir gesprochen haben, sagen, für sie sei ein Traum wahr geworden“, freut sich Face-Six-Chef Moshe Greenshpan. Fürwahr, eine himmlische Fügung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen