Kirchentag in Berlin: Lobpreisung der Halleluja-Schlümpfe
Auch wenn die U-Bahn voll ist: Kirchentag ist super. Hier kommen die Leute zusammen, die etwas ändern wollen und noch Sinn im Sein suchen.
Die freundliche Übernahme Berlins durch die singenden, tanzenden und manchmal nervenden mehr oder weniger Gläubigen ist das Beste, was der Stadt passieren kann. Bei Kirchen- und Katholikentagen ist die Arschloch-Dichte praktisch null. In den Straßen, die sonst von Craftbeer-Hipstern und zynischen Politprofis dominiert werden, herrscht eine Freundlichkeit im Outdoor-Look, die wir sonst nicht kennen.
Da kommen Zehntausende, die ein Fragezeichen hinter die Logik von Wirtschaftswachstum und Immer-weiter-so machen. Da sind vor allem junge Leute und Grauhaarige unterwegs, die noch oder wieder nach dem Sinn im Sein suchen. Was fehlt, ist die zynische Mittelklasse des Lebens, die auf der Überholspur von Karriere und Kindererziehung weder rechts noch links schauen will.
Natürlich sind auch seltsame Typen unterwegs. Aber bei jedem Turnfest, Pokalfinale oder Karneval der Kulturen ist die Belästigung größer und der Gewinn für alle geringer. Die Christentreffen sind nicht nur wichtig, weil hier die Debatten um die großen Fragen von Homoehe bis Flüchtlingspolitik geführt werden. Sondern vor allem deshalb, weil hier die Leute zusammenkommen, die solche Veränderungen voranbringen wollen und können.
Auch in diesem Jahr hat die taz Panterstiftung junge NachwuchsjournalistInnen eingeladen. Sie werden für uns und für Sie auf täglich vier Sonderseiten sowie bei taz.de aus Berlin berichten. Mit unverstelltem Blick, stets neugierig und das Geschehen ernstnehmend. Das Team besteht aus: Korede Amojo, Malina Günzel, David Gutensohn, Edda Kruse Rosset, Lara Kühnle, Sami Rauscher, Tasnim Rödder und Linda Rustemeier. Unterstützend mitwirken werden die taz-Redakteure Philipp Gessler und Susanne Memarnia. Die redaktionelle Leitung übernehmen die taz-Redakteure Annabelle Seubert und Paul Wrusch.
Die taz ist zudem mit eigenen Ständen auf dem Kirchentag vertreten.
Für diese Ziele wurde auch die taz gegründet
Das sind die Menschen, die in den letzten Jahren Geflüchtete versorgt haben, die schon früh zum Ökostrom-Anbieter gewechselt sind, die ihr Geld in ethisches Investment stecken und die in den Schulen immer die Elternvertreter stellen. Wenn man unser Land friedlicher, toleranter und vernünftiger machen will – hier ist das Personal dazu! Alle paar Jahre kommen sie zusammen, sehen, dass sie nicht allein sind und bringen ihre Kinder mit. Gäbe es die großen Treffen der guten Menschen nicht, müsste man sie erfinden.
Die Schlagworte in diesem Prozess heißen seit Jahrzehnten „Frieden – Gerechtigkeit – Bewahrung der Schöpfung“. Auf einen kurzen Nenner gebracht, sind das auch die Ziele, für die die taz gegründet wurde. Die religiöse Begründung dieses Engagements muss niemand übernehmen, der sich für die gleichen Werte einsetzt. Aber in Zeiten, wo sich die Mörderbanden des IS, Autokraten von Erdogan bis Putin und amoralische Quartalsirre wie Trump für die Rechtfertigung ihrer Verbrechen auf einen Gott berufen, sind fromme Schwaben in der U-Bahn ein Zeichen der Hoffnung.
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