piwik no script img

Kirche bricht mit Deutscher Bank

■ Das Präsidium des Evangelischen Kirchentages kündigt Konten bei der Deutschen Bank wegen ihrer Aktivitäten in Südafrika / Taten zur Überwindung der Apartheidspolitik gefordert

Frankfurt (dpa) - Der Deutsche Evangelische Kirchentag hat seine geschäftlichen Kontakte zur Deutschen Bank wegen deren Haltung gegenüber Südafrika abgebrochen. Das Präsidium des Kirchentags gab am Montag nachmittag in Fulda seine Entscheidung bekannt, die Beziehungen zu dem Geldinstitut zu beenden. Damit wurde ein Schlußstrich unter die Auseinandersetzungen gezogen, die es im Vorfeld des 22. Kirchentages, der vom 17. bis 21. Juni in Frankfurt stattfindet, gegeben hatte. Wegen der umstrittenen Konten bei der auch in Südafrika engagierten Bank hatten sich Südafrika– und Dritte–Weltgruppen kritisch geäußert. Sie hatten angekündigt, zum Kirchentag eigene Veranstaltungen zu organisieren und Südafrika zum Hauptthema zu machen. Die Kampagne „Kirchentag gegen Apartheid“ sprach am Montag in Frankfurt nach dem Beschluß des Präsidiums von einem Signal für Kirchen und Christen. In einer Erklärung wurden Banken und Unternehmen aufgefordert, ihre Geschäftsverbindungen zu Südafrika und Namibia abzubrechen. Die Bundesregierung solle umfassende und bindende Sanktionen verhängen. Das Präsidium begründete seine Entscheidung mit der Position der Deutschen Bank zu kirchlichen Forderungen. Das Institut sei gedrängt worden, seiner grundsätzlich erklärten Bereitschaft zur Überwindung des Apartheidsystems in Südafrika Taten folgen zu lassen. Das bezog sich auf bevorstehende Umschuldungsverhandlungen. Die Bank habe es jedoch abgelehnt, politische Forderungen als Vorbedingung in diese Verhandlungen einzubringen. Zu den Bedingungen der Kirche gehörten auch Forderungen an das Geldinstitut, sich für die Aufhebung des Ausnahmezustandes und der Pressezensur, die Freilassung politischer Gefangener und die Zulassung verbotener politischer Organisationen einzusetzen. Die Kirche räumt ein, daß über den Abbruch der Bankkontakte im Kirchentagspräsidium keine einheitliche Meinung herrsche. Während einige Mitglieder von einem Zeichen der Solidarität mit den Opfern des Rassismus ausgehen, gebe es auch Ansichten über ein „nicht kirchentagsgemäßes Vorgehen“. Eine starke Minderheit halte den Beschluß aus gewichtigen Gründen für falsch.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen