die taz-empfehlung : King Kongs Urlaubsgedichte
Besonders wohnzimmerhaft-heimelig zumute wird einem nicht. Jedenfalls nicht, wenn man sie näher betrachtet, die Exponate des „Wohnzimmermuseums“, dessen neue Ausstellung heute eröffnet wird. Über 20 mit Tonfiguren und verschiedensten Requisiten bestückte Dioramen – kleine, beleuchtbare Schaukästen – hat Martin Nill zusammengestellt.
Doch wer einen roten Faden sucht, wird schnell wirr: Von den „Anfängen in Arkadien, als der Mensch noch Schweine hütender Zentaur“ war, bis zu King Kong, der Gedichte aus dem Urlaub schreibt, reicht – so des Künstlers Worte – die kulturhistorische Palette. Die Themen der Schaukästen sind also vielfältig: Von der Vertreibung aus dem Paradies bis zum Nachmittag eines Serienmörders reicht die Palette; auch Alpenüberquerungen und sonstiges Idyll findet sich hier. Beliebtes Thema obendrein: die Schlacht, die auch für einander widersprechende Gefühlszustände stehen kann.
Er wolle auch die bis zur Kriminalität reichenden Verirrungen derer zeigen, die von Bürgerlichkeit träumten, sagt Nill. Und schuf flugs eine postmoderne Mixtur, die sich weder didaktisch versteht noch werten möchte. Denn in dieser Pflicht sieht sich der „Idyllenforscher“ Nill nicht: Er wolle mögliche Lebenswege darstellen, ohne zu kommentieren, sagt er. Und bezüglich der kulturhistorischen Einordnung solle sich jeder Betrachter seine eigenen Gedanken machen. PS
Eröffnung: heute, 19 Uhr, SKAMraum, Beim Trichter 1. Die Ausstellung ist bis zum 19. 6. jeweils von 10 bis 20 Uhr zu sehen