Kindertagesstätten in Berlin: Erzieherinnen wollen Nachwuchs
Beschäftigte in Kita-Eigenbetrieben sind im Schnitt um die 50 Jahre alt. Sie fordern deshalb neues Personal.
Wenn Martin (3) mal wieder mit Bauklötzern schmeißt, dann kriegt er es mit Taifun (5) und Clara (5) zu tun. Die beiden stellen ihn zur Rede: "Hör auf damit, du Blödmann", und rufen notfalls nach der Erzieherin. Was in vielen Gruppen der 60 Kindertagesstätten des Eigenbetriebes City längst üblich ist, verlangt Personalrätin Rosemarie Treskow am Dienstag nun auch für die Erzieherinnen: "Altersmischung fürs Personal." Der Forderung schließen sich Vertreterinnen anderer kommunaler Einrichtungen an: "Der Ruf nach jungen Leuten wird lauter", sagt Susanne Wendler vom Eigenbetrieb Nordost.
Seit 2004 ist die ehemals bezirkliche Kita-Landschaft umgebaut und privatisiert worden, die verbliebenen öffentlichen Plätze wurden in fünf großen Eigenbetrieben konzentriert. Derzeit sind noch 15 Prozent aller Kita-Plätze in städtischer Hand, der Rest wird von Kirchen, Vereinen und Verbänden bereitgestellt.
Ein Problem der kommunalen Eigenbetriebe war die marode Bausubstanz vieler Häuser und Gärten. Hier hat sich nach Auskunft von Ver.di-Bezirksleiterin Susanne Stumpenhusen viel getan: Ein Teil der Häuser sei saniert worden; inzwischen seien die meisten sogar per Fax und Mail erreichbar. Auch wirtschaftlich stünden die Eigenbetriebe laut den Wirtschaftsprüfern solide da: "Wir haben gezeigt, dass Einrichtungen in öffentlicher Hand im Wettbewerb punkten können", zog Stumpenhusen am Dienstag eine positive Bilanz.
Ein anderes Problem war und ist der Altersdurchschnitt der Beschäftigten. Er nähert sich der Frühverrentungsgrenze und liegt nach Auskunft der Personalvertreter bei "um die 50". Denn die Sanierung der Personalstruktur blieb bisher aus. Das Land Berlin als Träger der 280 kommunalen Kitas genehmigte in den vergangenen Jahren keine Neueinstellungen. Auch in diesem Jahr ist im Haushalt kein Einstellungskorridor vorgesehen. Wenn die Kitas neue Leute brauchen, müssen sie auf den Stellenpool - den Personaltopf des Landes - zurückgreifen. Doch dort herrscht ein ähnlich hoher Altersdurchschnitt.
Nur wenn sie gar nicht fündig werden, dürfen die Leiterinnen Stellen ausschreiben: allerdings nur befristet. Im Sommer griff der Eigenbetrieb Nord-Ost in die wirtschaftliche Trickkiste und heuerte Erzieherinnen einer Leiharbeitsfirma an: "Die jungen Leute sind sehr gut angekommen", lobt Personalrätin Wendler. Bisher sei es aber bei dieser Ausnahme geblieben.
Doch im Stellenpool werden die Erzieherinnen allmählich rar. Nach Auskunft des Gesamtpersonalrates sind noch 500 Erzieherinnen aufgelistet, die jedoch alle an den Schulen als Horterzieherinnen eingesetzt werden. Auch der Unmut an den Ganztagsschulen könnte den Kita-Betrieben helfen: Der Ganztagsschulverband fordert 600 zusätzliche Erzieherinnen. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) grübelt darüber nach, wie er den Schulen helfen kann.
"In drei, vier Jahren kommt die Pensionierungswelle, und es wird einen Mangel an Erzieherinnen geben", prophezeit Rosemarie Treskow. Zumal die Eigenbetriebe ebenfalls mehr Personal einfordern: Wenn Elterngespräche, Vorbereitungen und Auswertungen während der Arbeitszeit stattfinden sollen, bräuchten die Eigenbetriebe 430 zusätzliche Stellen, rechnet Treskow vor.
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