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■ KommentarKinderkrankheit odertGeburtsfehler?

Spaß macht das ja nicht. Da bezahlt man/frau bei jedem Einkauf ein paar Mark, damit irgendwelche Produkt-Hersteller grüne Punkte auf Zahnpastatuben, Joghurtbecher und Katzenfutter-Dosen drucken können. Und dann? Die Produzenten lassen dieses Geld in ihren Taschen versickern, statt es an das Duale System abzuführen. Mangels gelber Säcke in den meisten Hamburger Stadtteilen landen viele grüne Punkte wieder in der Hausmülltonne.

Und da wo tatsächlich getrennt gesammelt und aufwendig sortiert wird? Müllmafiosis kassieren ab und kippen Zahnpastatube, Katzenfutter-Dose und Joghurtbecher auf wilde Müllhalden in aller Welt, wo sie das Grundwasser verseuchen.

Kinderkrankheiten eines allzu fix aus der Taufe gehobenen Systems? Nicht nur. Der Grüne Punkt ist schon mit Geburtsfehlern zur Welt gekommen. Ein kränkelndes Kind, nur durch ständige Finanz-Infusionen lebensfähig.

Doch weder die ersatzlose Abschaffung noch der Boykott des Dualen Systems ist eine Alternative. Denn der Grüne Punkt hat auch zum Ausbau einiger durchaus sinnvoller Recyclingkapazitäten geführt. Und die hohen Lizenzabgaben für nicht wiederverwertbare Verpackungen haben zur Folge, daß viele Hersteller ihre Produkte weniger und umweltfreundlicher verpacken.

Im Klartext: Das Duale System muß reformiert werden, eine zusätzliche Verpakkungssteuer und weitere Pfandsysteme müssen ihn ergänzen. Dann könnte aus dem mißratenen Balg noch ein ganz ansehnlicher Erwachsener werden. Marco Carini

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