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Kinderfolter in Südafrika

■ Bei einem Kongreß in Harare schildern Kinder ihre Folter durch die südafrikanische Polizei / Mehr als 400 inhaftierte Kinder in südafrikanischen Gefängnissen sitzen noch

Harare (afp/wps) - Bewegende Szenen spielten sich in den vergangenen Tagen auf der „Internationalen Konferenz über Kinder, Repression und Gesetz im Apartheid–Staat Südafrika“ ab, der am Sonntag in der zimbabweschen Hauptstadt Harare zu Ende ging. Nachdem Bürgerrechtler bereits in den vergangenen Wochen die große Zahl von Kindern in südafrikanischen Knästen angeprangert hatten, kamen jetzt in Harare erstmals Betroffene zu Wort. Fünf Jugendliche zwischen elf und 21 Jahren berichteten, wie sie von der südafrikanischen Polizei mit Schlägen, Elektroschocks und anderen Methoden mißhandelt worden waren. Das jüngste Opfer, der elfjährige Willim Modibedi sagte aus, während seiner zweimonatigen Haft seien ihm bei Verhören alle Zähne ausgeschlagen worden. Die 13jährige Nthabiseng Mabusa schilderte einen Überfall südafrikanischer Soldaten in der botwanischen Hauptstadt Gaborone am 14.Juni vergangenen Jahres. Als sie vor der überraschenden Attacke auf das Haus ihrer Eltern fliehen wollte, schossen die Soldaten auf sie und trafen sie in Magen und Rücken, sagte das Mädchen, das seitdem querschnittgelähmt ist. Der Vorsitzende der Schülerorganisation von Tembisa, der 17jährige Buras Nhalabathi, berichtete über drei grauenvolle Monate in Polizeigewahrsam nach seiner Verhaftung Ende 1986. Nachdem er sich weigerte, Kontakte mit dem verbotenen ANC einzugestehen, sei er getreten, mit Gewehrkolben geschlagen und nach Wochen in Einzelhaft mit Elektroschocks gequält worden. Außerdem habe die Polizei ihn in einen Kühlraum gesperrt und seine Augen mit hellem Licht derart geblendet, daß er bis heute nicht lesen könne. Korrespondenten aus Südafrika bestätigten, daß sie über zahlreiche Belege von Fällen von Kindesmißhandlungen durch die Polizei verfügen, diese jedoch wegen der Pressezensur nicht veröffentlichen dürfen. Während die Regierung in Pretoria behauptet, nahezu alle Kinder, die unter dem Ausnahemzustand verhaftet wurden, seien mittlerweile freigelassen worden, gibt ein Elternkomitee die Zahl der unter 18jährigen politischen Gefangenen mit 400 an. Eine neue Kampagne von Bürgerrechtsorganisationen soll auf die Auswirkungen der Apartheidpolitik auf Kinder aufmerksam machen.

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