Kinder fragen, die taz antwortet: Woher kam der erste Samen?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Svea, 7 Jahre alt.
Deine Frage ist ein bisschen wie die mit der Henne und dem Ei, liebe Svea: Was war zuerst da? Der Samen oder die Pflanze? „Es gibt nicht den ersten Samen“, antwortet darauf Thomas Janßen. Er ist Biologe an der Humboldt-Universität und unterrichtet auch an der Kinderuniversität. Er erklärt, dass nichts in der Natur plötzlich da war. Evolution ist eine langsame Entwicklung, in der Lebewesen sich über Generationen immer weiter verändern.
Wir wissen aber, dass Pflanzen wuchsen, lange bevor es Samen gab. Hast du im Wald schon mal das weiche Moos unter deinen Füßen gespürt, hast Farne wachsen sehen oder bist durch die Algen im Teich geschwommen? Diese Pflanzen brauchen keine Samen, um sich zu verbreiten, sie nutzen dazu Sporen.
Eine Spore besteht aus einer einzigen Zelle, die zur Fortpflanzung dient. Sie ist so klein, dass man sie nur unter dem Mikroskop sehen kann. Der Wind weht sie an einen neuen Ort, wo dann wieder eine Pflanze daraus wachsen kann. Sporenpflanzen gehören zu den ersten Pflanzenarten, die es auf der Erde gab.
Vor ungefähr 360 Millionen Jahren begannen einige Pflanzen dann, Samen zu entwickeln. Samen sind nicht nur größer als Sporen, sie können auch mehr: Wie ein Baby im Bauch liegt bereits ein kleiner Pflanzenembryo im Samen. Durch die Schale ist er von außen geschützt. Das ist so praktisch, dass Samen im Lauf der Evolution immer beliebter wurden. Die ersten großen Wälder entstanden, alles lange vor den Dinosauriern.
Und wo kamen die Sporen her, willst du fragen? Da lacht Thomas Janßen, denn das ist gar keine so einfache Frage, selbst für einen Biologen nicht. Um sie zu beantworten, müssen wir weit zurückgehen, zu der Zeit, als es nur Wasser und Einzeller auf der Erde gab – also Lebewesen, die aus nur einer Zelle bestehen. Zum Vergleich: Für einen Menschen braucht es 14 Billionen dieser winzigen Körperbausteine.
Die Einzeller teilen sich einfach in der Mitte, um sich zu vermehren. Aus einer Zelle werden zwei, aus zwei werden vier und so weiter. Irgendwann bilden sie dann ein größeres Lebewesen, etwa eine Alge. Wenn mehrere Zellen so zusammenarbeiten, können sie sich die Aufgaben aufteilen, wie in einer kleinen Fabrik. Die einen kümmern sich um die Nährstoffe, die anderen um die Fortpflanzung – das sind unsere Sporen.
Und woher kamen die Einzeller? Das ist eine andere gute Frage – für ein anderes Mal.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!