Interview: Museum der Arbeit: Kind als Arbeitsplatz
■ Lisa Kosok über den musealen Blick auf die Frau in der Arbeitswelt
taz: Ist das Thema 'Frau und Arbeit' schon so alt, daß es ins Museum gehört?
Lisa Kosok: Ja, so alt wie die Arbeit selbst. Und in einem Museum wie diesem spielt es natürlich eine wichtige Rolle. Zumal die Geschichte von Frauen und Arbeit fast immer auch eine Geschichte der Unterdrückung und Diskriminierung war und noch immer ist.
Zum Beispiel die Forderung 'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit'?
Ein immer noch aktuelles Beispiel, ja. Aber uns interessieren natürlich auch die Entstehung und die Kontinuitäten von Rollenzuteilungen und Geschlechterverhältnissen in der Arbeitswelt. Es waren fast ausschließlich Männer, die Frauen gesagt haben, was sie zu arbeiten haben, wie sie es zu tun haben, was sie dürfen und nicht zuletzt, was sie nicht dürfen. Es waren aber auch die Frauen, die diese Zuweisungen mitgetragen haben.
Wie wollen Sie diese Themen für die BesucherInnen aufbereiten?
Ein wichtiger Punkt wird die für Hamburg typische Fischindustrie sein. Hier lassen sich diese Themen anhand der untergeordneten Frauen- und der 'wichtigeren' Männerarbeitsplätze sehr gut veranschaulichen. Aber ich will noch nicht alles verraten; wir wollen uns ein paar Überraschungen bis zur Eröffnung aufsparen.
Aber Sie könnten doch schon mal verraten, daß es auch einen Ausstellungsbereich mit dem provokanten Titel 'Arbeitsplatz Kind' geben wird.
Stimmt, aber so provokant finde ich die Bezeichnung gar nicht. Was wir wollen, ist die Erweiterung des Begriffs 'Arbeit'. Die Industriegesellschaft basiert ja nicht nur auf Lohnarbeit, sie funktioniert nur durch große Anteile von nicht-bezahlter Arbeit. Und dazu gehört eben auch dieser 'Arbeitsplatz Kind'.
Fragen: Sven-Michael Veit
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