Kim Yu-Na, die Perfektionistin: Lady Di on Ice
Die Südkoreanerin Kim Yu-Na wird mit der besten Kür aller Zeiten Olympiasiegerin, weil sie rechtzeitig vor dem Star-Trubel in ihrer Heimat flüchten konnte.
VANCOUVER taz | Kim Yu-Na ist Perfektionistin. Zwar spricht die südkoreanische Eiskunstläuferin gutes Englisch, denn sie trainiert seit gut zwei Jahren bei Brian Orser in Toronto. Doch da sie Fehler hasst, parliert sie bei öffentlichen Auftritten lieber in ihrer Muttersprache und lässt sich übersetzen. Ob sie nicht wenigstens einen Satz auf Englisch sagen könne, fragte ein Reporter die neue Eiskunstlauf-Olympiasiegerin. Sie lächelte, überlegte und sagte dann - in schönem Englisch: "Ein Traum ist wahr geworden."
Ein Traum für Kim Yu-Na und ihre Heimat Südkorea, sie ist die erste Eiskunstlauf-Olympiasiegerin des Landes, dessen sportlicher Superstar sie auch schon vor den kanadischen Winterspielen war. Und auch ein Traum für ihren Sport. Denn Kim Yu-Na ist für den Eiskunstlauf geboren, eine bessere Frauenkür als ihre olympische gab es noch nie.
"Sie hat den Sport auf ein neues Niveau gebracht", sagt Kristi Yamaguchi (USA), Olympiasiegerin von 1992. Wie schon im Kurzprogramm stellte die grazile Asiatin einen Weltrekord auf, Kim Yu-Na erhielt 150,06 Punkte für die Kür und verbesserte ihre eigene Bestleistung um 16 Punkte. Mit insgesamt 228,56 Punkten lag sie deutlich vor Silbermedaillengewinnerin Mao Asada (205,5).
Zwar zeigte Asada die Höchstschwierigkeit Dreifach-Axel, den sie zweimal sauber sprang, einen sogar in Kombination mit einem Doppel-Toeloop. Außer ihr kann das keine Frau, Asada hatte allerdings auch ein paar Unsicherheiten im Programm.
Kim Yu-Na glitt dagegen mit sagenhafter Leichtigkeit über das Eis, absolvierte alle Elemente perfekt - als koste ihr nichts Mühe. Sie eröffnete mit der Kombination aus Dreifach-Lutz und Dreifach-Toeloop. Sie sprang den dreifachen Flip ebenso schön wie den Salchow und den Doppel-Axel.
Auch für ihre Pirouetten und Schritte erhielt sie höchste Wertungen. Kurzum: Ihr Auftritt war außerirdisch gut, sie lief in ihrer eigenen Dimension. Als die Kür vorüber war, regnete es Dutzende Stofftiere, die ihre restlos begeisterten Fans aufs Eis warfen.
Die Athletin, bekannt für Nervenstärke und Selbstbeherrschung, war überwältigt von ihrer eigenen Leistung und weinte nach ihrer Kür. "Das ist mir das erste Mal passiert", sagte die Weltmeisterin von 2009.
Kim Yu-Na, die im Jahr etwa acht Millionen Dollar durch Werbeverträge einnimmt, kam 2007 nach Kanada, weil ihr der Trubel in der Heimat zu groß geworden war. Sie brauche dort Bodyguards und werde wie einst Lady Diana von Fans verfolgt, erzählte ihr Trainer Orser.
Im Toronto Cricket Club, wo sie mit dem Silbermedaillengewinner von 1988 trainiert, kann sie in Ruhe an ihrer Kunst feilen: Ihre Sprünge sich sicherer geworden, ihren künstlerischen Ausdruck hat sie verfeinert.
Was nach dem Olympiasieg kommt, ist noch unklar. Sie wolle nun erst einmal ihren Erfolg genießen, sagte sie. Bei den Weltmeisterschaften Ende März in Turin will sie auf jeden Fall starten.
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