■ Kieler Schublade: SPD unter Druck
Kiel (dpa) – Der Kieler Politik- Skandal von 1987 stellt sich acht Jahre nach dem Tod von Schleswig-Holsteins Ex-Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU) endgültig in neuem Licht dar. Nach Auffassung der Vorsitzenden des „Schubladenausschusses“ ist die lange gängige ausschließliche Opferrolle der SPD und ihres früheren Spitzenmannes Björn Engholm nicht mehr zu halten. Der bislang unveröffentlichte Abschlußbericht des Ausschusses kommt zu dem Ergebnis, daß Engholm 1987 Wochen früher als zugegeben über die Hintergründe der gegen ihn gerichteten Aktionen informiert war. Die Ausschußvorsitzenden Heinz- Werner Arens (SPD) und Bernd Buchholz (FDP) sollen auch die Version des früheren SPD-Landesvorsitzenden Günther Jansen über seine Spende von 1988/89 an Pfeiffer, Barschels Medienereferenten, Organisator der Kampagne und später Informant von Spiegel und SPD, im Kern für widerlegt halten. Das Geschenk von 40.000 Mark sei nicht freiwillig aus Mitleid, sondern auf Druck Pfeiffers als „Schweigegeld“ gegeben worden sein. Fünf Monate vor der Landtagswahl ist die SPD damit deutlich unter Druck geraten. Einige SPD-Ausschußmitglieder werden voraussichtlich Minderheitenvoten abgeben, die von den Auffassungen der Ausschußspitze abweichen.
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