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Kernfusion in NordkoreaExperten melden Zweifel an

Nordkorea will nach eigenen Angaben eine Kernfusion durchgeführt haben. Das südkoreanische Außenministerium bezeichnete die Berichte als absurd.

Experten halten die Meldung über eine gelungene Kernfusion in Nordkorea für eine Progandakampagne von Kim Jong-il. Bild: dpa

SEOUL dpa | Berichte aus Nordkorea über eine angeblich geglückte Kernfusion sind am Mittwoch auf erhebliche Zweifel gestoßen. Angeblich soll damit Forschern des kommunistischen Landes ein "Durchbruch" bei der Entwicklung neuer Energieträger gelungen sein. Nordkorea verfüge jedoch nach seiner Einschätzung weder über die entsprechende Technologie noch die Mittel dazu, sagte der südkoreanische Forscher Yang Hyung Lyeol vom staatlichen Fusionsforschungsinstituts in Taejon. Ein Beamter des Außenministeriums in Seoul nannte die Berichte nordkoreanischer Staatsmedien vor Journalisten "absurd". Es gebe keine Hinweise dafür, dass das Land ein teures Projekt in diesem Bereich betreibe.

Forscher in aller Welt hoffen, eines Tages durch die Kernfusion eine weitgehend ungefährliche und nahezu unerschöpfliche Energiequelle erschließen zu können. Ähnlich wie bei Prozessen auf der Sonne soll dabei Energie durch die Verschmelzung von leichten zu schwereren Atomkernen gewonnen werden. Die Arbeit in dem Bereich gilt jedoch als extrem teuer, kompliziert und aufwendig.

Es gibt weltweit noch keinen Fusionsreaktor, der wirklich Energie gewonnen hat. In allen Versuchsreaktoren musste bislang mehr Energie in die Zündung der Fusion gesteckt werden als diese dann freigesetzt hat. Wäre Nordkorea also nur die Zündung der Fusion gelungen, wäre das nach Ansicht von Experten bereits eine Sensation.

Nordkorea machte jedoch keine Angaben darüber, ob Energie gewonnen oder wie viel Material bei der angeblichen KernfusionKernfusion kann allerdings im Gegensatz zur Kernspaltung kein Atombomben-Material liefern. verwendet wurde. Eine unabhängige Überprüfung der Nuklearaktivitäten in dem abgeschotteten Land ist nicht möglich. Nordkoreas Atomwaffenprogramm wird als Bedrohung in der Region angesehen. Die

In einem Bericht der nordkoreanischen Zeitung Rodong Sinmun hieß es, Nordkorea habe "sämtliche wissenschaftlichen und technologischen Hindernisse" beseitigt und aus 100 Prozent eigener Kraft eine Fusionsreaktion produziert. Forscher hätten dazu ein "einzigartiges thermonukleares Reaktionsgerät" gebaut. "Die erfolgreiche nukleare Fusion ist ein großes Ereignis, das zeigt, dass die rasche Entwicklung der Wissenschaft und Technologie in der Volksrepublik auf dem letzten Stand ist."

Der Experte Yang hält die Angaben für übertrieben. "Ich nehme an, dass sie ein kleines Fusionsgerät entwickelt haben." Es wäre möglich, dass bei einem Experiment Plasma - ein Gemisch aus neutralen und geladenen Teilchen - produziert worden sei, das auch in Versuchsanlagen zur Kernfusion verwendet wird.

Südkorea selbst verfügt über eine solche Forschungsanlage, die als Pilotanlage dienen und bei der Optimierung des Kernfusionsreaktors ITER helfen soll, an dem neben der EU, Russland, Japan, China, Indien und den USA auch Südkorea beteiligt ist.

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12 Kommentare

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  • OH
    Otto Hahn

    Und was soll daran so unwahrscheinlich sein. In der Kernwaffentechnik wird die unkontrollierte Kernfusion von Wasserstoffatomen bereits seit 50 Jahren erfolgreich durchgeführt (Wasserstoffbombe). Als Nordkorea berichtete in Besitz von selbst entwickelten Atombomen zu sein, wurde das im Westen genauso angezweifelt - bis Nordkorea zum Beweis ein zündete. Der Weg von der ersten Kernspaltungsbombe zur Kernfusionsbombe dauerte in den USA und auch in der UDSSR nur ein paar Jahre. In Nordkorea hat doch niemand behauptet, dass die 'kontrollierte Kernfusion' gelungen ist. Die ist bis heute (noch) nirgendwo auf der Welt erfolgreich geglückt.

  • C
    claudia

    >>man erinnere sich an Honeckers 1MB-Chip.

  • L
    linsenspaeller

    Grundsätzlich kann man nie ausschließen, daß in einer etwas seltsamen und militaristischen Gesellschaft jemand eine exellente Idee hat. Die Verhältnisse in einer solche Diktatur dürften jedoch so sein, daß man eine tatsächliche Erfindung auf dem Gebiet der Kernfusion so lange wie möglich geheim halten würde. Denn nur so kann man verhindern, daß alle möglichen Interessenten kommen, um die näheren Umstände zu erkunden, die Behauptungen nachzuprüfen, den Wissenschaftlern Fragen zu stellen und sie dann möglicherweise mit fetten Prämien abzuwerben. Davon deutlich zu unterscheiden ist der reine Propagandagag, der zu 90% innenpolitisch orientiert ist, man erinnere sich an Honeckers 1MB-Chip.

  • C
    claudia

    >>Eine unabhängige Überprüfung der Nuklearaktivitäten in dem abgeschotteten Land ist nicht möglich.>Nordkoreas Atomwaffenprogramm wird als Bedrohung in der Region angesehen. Die >Übrigens das nordkoreanische Militär benutzt noch immer Lastwägen mit Holzvergaser...

  • H
    hbe1747

    Bericht des ZK:

     

    Kernfusion: erledigt

    Nächstes Projekt: Überlichtantrieb

    Bis auf weiteres verschoben: Toilettenpapier

  • D
    Denninger

    Hat nicht die DDR ebenfalls kurz vor ihrem Untergang 1989 eine kalte Fusion "entwickelt"?

    Geschichte wiederholt sich ....

  • J
    Jürgen

    @ Uwe

     

    Was bringt denen ein gscheiter lastwagen wenn sie kein öl haben um ihn anzutreiben?

     

    Der Sozialismus war dem Kapitalismus un Sachen Forschung schon immer überlege, ganz unmöglich ist das also nicht.

  • KK
    Klaus Keller

    Diese Koreaner

     

    Eine Wasserstoffbombe ist auch ein Fusionsreaktor der unendlich viel Energie produziert :-)

     

    aber morgen schon bauen sie den größten Mikrochip der Welt und übermorgen bekommt jeder atemberaubende 3 Mahlzeiten am Tag wobei es nicht gesichert ist ob dies am nächsten Tag auch klappt.

     

    der Geburtsort ist glücksache

     

    ich befürchte die Grünen und die SPD werden demnächst die Bundeswehr dorthin schicken wollen zum Brunnen bohren.

     

    klaus keller hanau

  • U
    Uwe

    @Sunny:

     

    Ist ihr Kommentar eine Satire?

    Oder glauben sie tatsächlich das Nordkorea soetwas entwickeln konnte?

     

    Übrigens das nordkoreanische Militär benutzt noch immer Lastwägen mit Holzvergaser...

    Das Land ist wirtschaftlich und gesellschaftlich am Ende, irgendwann fällt auch diese Diktatur.

  • RR
    Robert Rurländer

    Klaro - Kernfusion gabs ja schon mal mit "links" - im Wasserglas, man erinnere sich an die Show um die "kalte Kernfusion" in den USA.

     

    Und auch statistisch ist eine "kalte" Wasserstoff-Kerfusion keine Unmöglichkeit.

    Nun ja, sie bleibt ein seltenes Ereignis, das sich in einem "Schnapsglas-Fusionsreaktor" mit beispielsweise 18 Gramm Wasser vereinzelt zeigen mag. Deshalb im Experiment extrem schwer nachweisbar/wiederholbar.

    Aber dennoch: Ein solches wassergefülltes Schnapsglas weist etwa 6 e+23 (6 mal 10 hoch 23) Wassermoleküle auf und von diesen Wassermolekülen sind etwa 10 e+15 Wasserstoff-Ionen (Protonen) durch die Eigendissoziation abgespalten.

    Diese bewegen sich mit ihrer Hydrathülle gemäß ihrer Temperatur umher (vergl. Brown´sche Molekularbewegung). Und diese Molekularbewegung ist statistisch verteilt. Und gelegentlich stoßen vielleicht auch mal zwei extrem schnelle Wasserstoffionen (trotz gegenseitiger Abstoßung wg. gleicher elektr. Ladung) so heftig aufeinander, dass die mitgebrachte Energie ausreicht, die Kernfusion zwischen den beiden Wasserstoff-Ionen zu zünden. Und das war es dann auch schon ... weil keine sich selbst aufrecht erhaltende Fusionsreaktion.

     

    Dafür aber auch überall, wo Wasser vorkommt. Natürlich auch im menschlichen Körper, auch im Körper von Kim Jong-il.

     

    (°t*) / Rührfix

  • S
    Sunny

    Das ist ja wieder mal der Hammer, während unsere Wissenschaftler seit Jahrzehnten an der Fusion rumbasteln und nichts funktionierendes zustande bringen, weil sie mehr damit beschäftigt sind, irgend welche EU-Fördergelder bewilligt zu bekommen, als im Labor das Problem zu lösen, konstruieren die Nordkorea kurz mal einen Kleinreaktor für die Tischmontage.

     

    Fortschritt findet bei uns scheint's nur noch im Gigantismus der Hilfsprogramme für das zerbröselnde System statt. Toll.

  • F
    FMH

    Ja, ja lacht nur! Wir alle werden sehen, wie das ganze Land Nordkorea bald aus der Erdkruste bricht und entschwebt um ein sozialistisches Paradis auf dem Neptun zu gründen.