: Keine schnelle Inhaftierung
betr.: „Zu viert im Wohnklo“, taz vom 19. 4. 07
Von den Podiumsteilnehmern wurde viel Richtiges und auch Vernünftiges zum Thema gesagt und auch die Wortmeldungen aus dem Publikum waren höchst interessant, wenn auch nicht neu, und dennoch blieb auch Enttäuschung bei mir zurück. Politik, Justiz und Medien wurden für die Überbelegungen in den Haftanstalten verantwortlich gemacht, was ja auch nicht falsch sein muss. Aber bevor ein Mann ins Gefängnis muss, gab es eine „Vorgeschichte“, und die ist selten schön. Dies sollte nicht ganz in Vergessenheit geraten. Ansonsten könnte man ja von „politischen Gefangenen“ reden, und schon sind wir in den Diskussionen der 70er- und 80er-Jahre. Überwiegend waren die Beiträge aus dem erfreulicherweise zahlreichen und wohl auch sachkundigen Publikum von Vertretern und Vertreterinnen von Interessengruppen und meist endeten sie mit der Forderung nach mehr Personal, was ebenfalls nicht falsch sein muss. Benannt wurde auch der unvernünftig hohe Anteil von Menschen in der Haft, die Ersatzfreiheitsstrafen verbüßen müssen. Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass es in Berlin Einrichtungen der ambulanten staatlichen und freien Strafrechtspflege gibt, die mit großem Aufwand und viel Mühe bei der Beratung und Hilfe zur Vermeidung von Verbüßung ebendieser Ersatzfreiheitsstrafen für Männer und Frauen tätig sind und dies mit gutem Erfolg. Aber manchmal hapert es einfach an der Fähigkeit und Bereitschaft der Klientel. Ich kann Ihnen aber versichern, so schnell geht es hier dann doch nicht mit der Inhaftierung. ALFRED WILDE, Bewährungshelfer, Berlin