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Archiv-Artikel

Keine gute Botschaft aus Togo

Während das Bremer Verwaltungsgericht noch davon ausgeht, dass in Togo alles nur halb so wild ist, hat sich ein Bremer Pastor die Sache mit eigenen Augen angesehen

Von eib
„Sie können davon ausgehen, dass über diese Pressekonferenz auch in Togo etwas in der Zeitung stehen wird“

taz ■ Ein Pressegespräch in der Evangelischen Christusgemeinde in der Vahr – normalerweise würde das außerhalb Bremens nicht für Aufregung sorgen. In diesem Fall aber schon – denn es ging um einen Togoer, dem die Gemeinde seit zwei Wochen Kirchenasyl gewährt. Und das interessiert auch in Übersee.

„Sie können davon ausgehen, dass über diese Pressekonferenz auch in Togo etwas in der Zeitung stehen wird“, sagte gestern Pastor Erhard Mische, Mitglied der Gemeindevertretung und Generalsekretär der Norddeutschen Mission. Er selbst sei vom togoischen Diktator Gnassingbé Eyadéma mit eigenen Aussagen konfrontiert worden, die erst im Weser-Kurier und dann in einer togoischen Zeitung abgedruckt worden waren.

Erst vorletzte Woche war Mische wieder in Togo. Sein Eindruck: Je näher die für den Sommer angekündigten Wahlen rücken, desto mehr werden die Menschen eingeschüchtert. Im Januar sei der togoischen Partnerkirche mitgeteilt worden, dass die Regierung nicht mehr für die Sicherheit der Gemeindemitglieder garantieren könne. Zuvor hatte die Kirche das Regime erstmals öffentlich kritisiert. „Menschen verschwinden, ohne dass auch nur ein einziger Fall aufgeklärt wird“, berichtete Mische. „Dieses Regime ist unberechenbar – niemand darf nach Togo abgeschoben werden.“

Davon ist auch der Kirchenvorstand der Vahrer Christusgemeinde überzeugt, die dem knapp 30-jährigen Togoer John Akouete Agbolete Unterschlupf bietet. „Wir werden ihm weiter Asyl gewähren, bis alle Rechtsmittel ausgeschöpft sind“, sagte Vorstandsmitglied Petra Boxler.

Innerhalb der nächsten zwei Monate soll Agboletes Fall vor dem Bremer Verwaltungsgericht verhandelt werden. Die mündliche Verhandlung hätte allerdings beinahe ohne die Hauptperson stattgefunden, weil Agbolete schon mal vorsichtshalber abgeschoben werden sollte. Die Begründung des Gerichts: Er könne doch in Togo abwarten, ob seine Klage gegen die Ablehnung seines Asylfolgeantrages Erfolg haben würde. Dabei sei Agboletes Leben besonders gefährdet, da er sich auch im Exil engagiere, zum Beispiel als zweiter Vorsitzender des Bremer Internationalen Menschenrechtsvereins, so sein Rechtsanwalt Günter Werner.

Agbolete selbst gibt an, als Mitglied der Oppositionspartei UFC verfolgt, inhaftiert und gefoltert worden zu sein. Deswegen sei er im September 2000 nach Deutschland geflohen. Nur einen Monat später wurde sein erster Asylantrag abgelehnt.

Anwalt Werner hofft jetzt, dass das Verwaltungsgericht den Togo-Kenner Pastor Mische als Zeugen zulässt – und ihm zuhört. Werner: „Bisher gehen die Gerichte davon aus, dass die Lage in Togo entspannt ist, weil es keine aktuellen offiziellen Gutachten gibt.“ eib