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Keine Zukunft ohne Vergangenheit

■ betr.: „Dank an alle vier!“ von Re nate Künast, taz vom 17.1.94

Jetzt gehen die vier Alliierten. Deutschland ist durch sie 1945 von der nationalsozialistischen Diktatur befreit worden. Dafür haben wir jedem der Alliierten zu danken – heute noch! Die Rote Armee hat dabei die größten Opfer gebracht. Aber das rechtfertigt nicht, die Augen davor zu verschließen, daß aus den sowjetischen Befreiern Unterdrücker wurden. Für die Stützung und den Erhalt der über 40jährigen totalitären Diktatur deutscher Kommunisten durch die Panzer der Roten Armee gibt es nicht zu danken.

Dem Teil Deutschlands unter den westlichen Alliierten wurde eine demokratische Entwicklung ermöglicht. „Siegermächte“ hatten im Westen der geteilten Stadt Berlin bald für die überwiegende Zahl der Einwohner den Charakter von „Schutzmächten“ der Demokratie und Freiheit gegen Diktatur und Unfreiheit.

Das ist der Unterschied zwischen dem einen und den anderen drei Alliierten, wenn zurückgeblickt wird von diesem Jahr 1994, in dem sie Deutschland verlassen.

Mit dem Recht der Betroffenen, die in den Jahrzehnten nach 1945 in diesem Osteuropa, das an der Elbe begann, gelebt haben, muß an dies erinnert werden. Wenn die Soldaten der GUS-Staaten jetzt gehen, wird auch daran zu erinnern sein, daß 1989 in der DDR die Panzer nicht gerollt sind, Gorbatschow in seinem Demokratisierungskurs die schützende Hand vom SED- Regime abzog, der Punkt, an dem es endgültig stürzte. Seitdem ist ganz Osteuropa auf dem Weg der Demokratie.

So sollten wir die Alliierten verabschieden mit der Botschaft, daß wir in Zukunft mit allen von ihnen friedlich gemeinsam leben wollen und dazu bereit sind, den GUS- Staaten und Rußland unter ihnen wirksam auf dem Weg zur Demokratie und lebenswerten Verhältnissen zu helfen. Anette Detering, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, Fraktion Bündnis 90/Grüne

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