: Keine Ruhe in Neukaledonien
■ Erneute Zwischenfälle mit Toten und Verletzten / Die gewaltsame Geiselbefreiung noch immer nicht völlig geklärt / Überseeminister Pons soll den Einsatz von Napalm erwogen haben
Noumea (afp) - In der Nacht zum Dienstag ist in Touho im französischen Überseeterritorium Neu– kaledonien ein Melanesier von einem Militärangehörigen erschossen worden. In einer Erklärung der französischen Streitkräfte hieß es am Dienstag, der Zwischenfall habe sich gegen 2.30 Uhr Ortszeit ereignet, als die Angehörigen der Marine–Infanterie eine Patrouille durchführten. Es hätten sich zwei Melanesier, von denen einer offensichtlich bewaffnet gewesen sei, den Soldaten genähert. Ein Soldat habe sich bedroht gefühlt und das Feuer eröffnet. Bei einem anderen Zwischenfall war am Montag eine junge Frau in ihrem Auto durch einen Schuß verletzt worden. Am Wochenende hatten neue Enthüllungen über die Umstände der Befreiung der 23 Geiseln aus der Hand neukaledonischer Separatisten den früheren französischen Überseeminister Bernard Pons schwer belastet. Nachdem bereits die Zeitschrift Paris– Match von Plänen über den Einsatz von Napalm berichtet hatte, erhärteten Berichte von Le Monde am Samstag den Verdacht, daß bei dem vom Ex–Premier Jacques Chirac angeordne ten Kommandounternehmen zur Geiselbefreiung auf Ouvera fahrlässig Menschenleben aufs Spiel gesetzt worden sind. Paris– Match hatte berichtet, Überseeminister Pons und die Armeeführung hätten ernsthaft erwogen, die schwer zugängliche Geiselgrotte mit Entlaubungsmitteln, einer lasergesteuerten Napalm–Bombe und Kampfhubschraubern anzugreifen. Dieser Plan scheiterte am entschlossenen Widerstand der zuständigen Offiziere. Sie waren überzeugt, daß eine solche Aktion für die Entführer ebenso wie für die Geiseln den sicheren Tod bedeutet hätte. Unterdessen ist die vom neuen Ministerpräsidenten Rocard mit der Wiederanknüpfung des Dialogs über die Zukunft der Inselgruppe beauftragte Regierungsdelegation in Neukaledonien eingetroffen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen