: Keine Lust auf deutsche Staatsbürgerschaft
betr.: „Einbürgerung ist Klasse“, taz vom 4. 1. 00
Der Ansturm auf die Meldeämter ist ausgeblieben. Verwundern kann das indes nicht, nach der unendlichen Diskussion über ein „modernes“ Staatsbürgerschaftsrecht, die auf der Straße ausgetragen wurde (sie hat dort so viel verloren wie Spendengelder in Koffern), dem „Doppelte-Staatsbürgerschaft-RAF-Vergleich“ von Stoiber, der beispiellosen Unterschriftenaktion der CDU/CSU und dem letztendlichen Minimalkompromiss zwischen SPD/Grünen/FDP ist vielen Ausländern wohl die Lust auf die deutsche Staatsbürgerschaft gründlich vergangen. Stichwort Unterschriftenaktion, die eiligst mit dem nachgeschobenen Slogan „Integration ja – doppelte Staatsbürgerschaft nein“ versehen wurde, um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, sie könnte auch von einer anderen Partei als der CDU sein: Was ist eigentlich aus den CDU-Bemühungen zur besseren Integration von Ausländern geworden? Rüttgers und Co. wollten doch diesbezüglich ganz tolle Konzepte erarbeiten, oder habe ich da was missverstanden? [...] Wie sieht's also aus mit der Integration und der doppelten Staatsbürgerschaft? Um Erstere müssen sich alle In- und (Noch-) Ausländer, die guten Willens sind, selbst bemühen, Letztere ist mit 23 Jahren sowieso erledigt, also ein „Teilerfolg“ der CDU/CSU. Und trotz aller verständlichen Unlust der Ausländer, das neue Gesetz in Anspruch zu nehmen: Diesen zweiten „Teilerfolg“ sollte man der CDU/CSU nicht auch noch gönnen. Ingo Kindgen, Bergheim
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