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Keine Krise bei VW–Mexiko

■ Hinter der harten Haltung des Managements stehen nicht Finanzprobleme, sondern der Versuch einer Umstrukturierung zu Lasten der ArbeiterInnen

Aus Puebla Andrea Becerril

Zwei Milliarden Pesos (rund 3,5 Mio. DM) hat VW ausgegeben, um seine Golf–Produktion aus den Vereinigten Staaten ins mexikanische Puebla zu verlegen. Der beste Beweis dafür, daß es der Wolfsburg–Tochter auch nicht entfernt so schlecht geht, daß sie möglicherweise schließen muß. Dennoch will die Firmenleitung 625 Arbeiter entlassen sowie die Löhne und Sozialleistungen der übrigen kürzen. Nicht nur, daß die Personalausgaben hier ohnehin weniger als zehn Prozent der gesamten Produktionskosten ausmachen. Mit einem Umsatz von 465,8 Mrd. Pesos (rund 800 Mio. DM) und einem Bruttogewinn von 103 Mrd. Pesos (ca.175 Mio. DM). Seit dem vergangenen Jahr ist die Filiale ein tragender Pfeiler im Projekt des Volkswagenkonzerns, den europäischen und den nordamerikanischen Markt zu dominieren. Die Löhne der mexikanischen Automobilarbeiter dagegen sind weltweit die niedrigsten in der Automobilindustrie: 57,3 P Stunde ein. In den Vereinigten Staaten hat kein Automobilarbeiter einen Stundenlohn unter zehn Dollar. Zusammengestellt haben diese Daten die Wirtschaftsfakultät der Universität Puebla und die Gewerkschaft der VW–Arbeiter von Puebla. Ihre These: Der Konflikt bei Volkswagen de Mexico geht nicht auf eine schlechte Finanzlage des Forschungsleiter Huberto Juarez bezieht sich dabei in erster Linie auf das „positive Ergebnis“, das der VW–Jahresbericht 1986 für die Filiale in Mexiko konstatiert. Danach nämlich ist die Verringerung der Fahrzeugproduktion (eine Folge der mexikanischen Wirtschaftskrise seit der Zahlungsunfähigkeit des Landes 1982 und dem Sturz des Ölpreises vor eineinhalb Jahren, d.Red.) größtenteils kompensiert worden durch die Fertigung von Fahrzeugteilen, die an die VW–Werke in der BRD, den USA und Brasilien geliefert werden. Mit der Lieferung von Motoren, Achsen und gestanzten Teilen, so heißt es im Jahresbericht der Wolfsburger, habe die mexikanische Filiale dazu beigetragen, die weltweit gestiegene Nachfrage nach Volkswagen– und Audi–Modellen zu befriedigen. Seit 1982 hat VW–Mexiko seine Produktion auf den Export ausgerichtet, und das neue Modell hat auch die Arbeitsbedingungen verändert: Das Kreuzfeuer der technischen Modernisierung hat nicht nur zum Abbau der Belegschaft von 15.400 (1981) auf 10.500 geführt. Die Umstrukturierung der Arbeitsplätze, der Wechsel im Arbeitsrhythmus gefährden auch die Gesundheit der Arbeiter und Arbeiterinnen. Trotz der modernen Produktionsanlagen geschehen jeden Monat im Durchschnitt 209,9 anerkannte Arbeitsunfälle ( darunter 29,7 Prozent an den Armen, 29,5 an den Beinen, 11,8 und 14,7

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