: Keine Gnade für die KPTsch
■ 20.000 demonstrierten in Prag für Verbot der Kommunisten bei den Wahlen / KP-Präsident Adamec mit Eiern beworfen
Prag (afp/dpa) - Rund 20.000 Menschen haben am Samstag auf dem Prager Wenzelsplatz für ein Verbot der Kommunistischen Partei demonstriert. Zu der Kundgebung weniger als einen Monat vor den Parlamentswahlen im Juni hatten die Vereinigung der politischen Gefangenen, der Club der engagierten Parteilosen sowie der „Freie Block“, ein Zusammenschluß der rechten Parteien, aufgerufen. Zahlreiche Demonstranten trugen Anstecker mit der Aufschrift „Wählt nicht die KPTsch“ oder „Auf meine Stimme braucht die KPTsch nicht zu hoffen“. Immer wieder erinnerten die Redner, in der Mehrzahl ehemalige politische Häftlinge, an die Verantwortung des früheren kommunistischen Regimes für die tiefe wirtschaftliche, moralische und ökologische Krise im Land. Von einigen Rednern wurde Kommunismus mit Faschismus gleichgesetzt. Vladimir Struska, Abgeordneter im Parlament der Tschechischen Teilrepublik, erklärte in einer Ansprache, daß „die meisten in der Geschichte der Menschheit Getöteten im Namen des Stalinismus starben“. Die KundgebungsteilnehmerInnen unterstützen den Hungerstreik von Mitgliedern einer „Vereinigung Unabhängiger Revolutionäre“, die damit seit sechs Tagen gegen die Zulassung der KP bei den Wahlen sowie für eine Offenlegung des KP-Vermögens die Nahrungsaufnahme verweigern.
Bereits am Vortag war der kommunistische Parteipräsident Ladislav Adamec auf einer Wahlveranstaltung im mährischen Valasske Mezirici ausgepfiffen worden. Seine Gegner warfen noch mit Eiern nach ihm, als er schon von der Veranstaltung flüchtete, an der nur 350 Menschen teilgenommen hatten. Der Stimmanteil für die KP wird auf rund elf Prozent gechätzt.
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