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Keine Chance für den Nachwuchs

Die Junge Union (JU) konnte es auf dem CDU–Bundesparteitag kaum fassen. Ihr Antrag zu Chile fand prominente Fürsprecher und eine ungewöhnliche breite Mehrheit unter den Delegierten. Immerhin forderte der 250.000 Mitglieder starke Jugendverband, unter anderem die „Freilassung aller politischen Gefangenen“ in Chile. Das gleiche Aha– und Erfolgserlebnis überkam die CDU–Nachwuchsorganisation auch bei ihrem zweiten Antrag zur Gentechnologie und künstlichen Befruchtung. Doch ansonsten hat es die JU ausgesprochen schwer in und mit der CDU. Die Zeichen der Zeit setzen die Alten, und an die diätenträchtigen Mandate läßt man die Jungen in der CDU so schnell ohnehin nicht ran. Ganze sieben Bundestagsabgeordnete stellte die JU in der exakt 200 Köpfe starken Bonner CDU–Riege, Durchschnittsalter 50 bis 45 Jahre. Und in den elf Landesparlamenten kommt man auch bei verzweifelten Abzählversuchen auf höchstens 15 Mandatsträger. „Personalpolitisch sind wir klar benachteiligt“, sagt Christoph Böhr (32), seit 1983 Bundesvorsitzender der JU. Er wurde jetzt nach langem Hin und Her wenigstens auf einen sicheren Listenplatz für das rheinland– pfälzische Landesparlament gehievt. Doch ansonsten blitzten die JU–Kandidaten gleich reihenweise bei dem Bemühen um „sichere“ Mandatsjobs ab. Christoph Böhr: „Die politische Kultur geht in Richtung Senioren.“ Böhr selbst will im übrigen noch nicht ins Bonner Parlament einziehen, denn dann sei man zu sehr in die Fraktionsdisziplin eingebunden und verliere seine Unabhängigkeit. Warnendes Beispiel ist ihm da sein Vorgänger Matthias Wissmann, der von der Partei wie viele andere JU–Leute „einfach geschluckt“ wurde. Doch auch Böhr hält seine für die CDU kritischen Töne bisweilen nur zwei Tage durch, meinte jedenfalls ein junges, prominentes CDU–Mitglied gegenüber der taz. „Der kriegt eben genug Druck, wenn er sich wieder zu weit vorwagt“. Felix Kurz

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