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Archiv-Artikel

Keine Aussagekraft

Betr.: „Kriminal ganz lokal“, taz hamburg vom 3. 3. 06

„Besonders gefährlich ist es in Sasel geworden“ untertitelt die seriöse taz, dann muss ja was dran sein. (...) Also schnell den Artikel lesen: Weder Saseler Gräueltaten noch Gefahren werden beschrieben – aber halt, „exorbitante Steigerungsraten“ bei gefährlichen Körperverletzungen (KV) und Gewaltkriminalität werden mit wirklich hohen Prozentzahlen belegt. Im Internet findet sich die Statistik dazu: In Sasel wurden im letzten Jahr tatsächlich – mir stockt der Atem – 13 gefährliche bzw. schwere KV mehr angezeigt als 2004, 25 Fälle insgesamt; und die erfasste Gewaltkriminalität stieg um 15 auf 47 Fälle.

Puh – alle fünf Tage ein Gewaltverbrechen, also Beine weg vom Saseler Markt? Alles Quatsch: 1. Die 25 KV sind in den 47 Fällen Gewaltkriminalität schon enthalten. 2. Sasel besteht nicht nur aus dem Saseler Markt, sondern hat 160 weitere Straßen. 3. Fast die Hälfte aller gefährlichen/schweren KV werden im Bekannten- und Verwandtenkreis begangen. Kleine Basiszahlen und darauf bezogene prozentuale Veränderungen sind eben nur von geringer – besser: keiner – Aussagekraft, und Sasel bleibt ein lebenswerter Stadtteil.

Aber was sehe ich da gerade in der Polizeistatistik? In Bergstedt stieg die Zahl der gefährlichen/schweren KV um über 233 Prozent, und in Rahlstedt gab es mehr als fünfmal so viele KV wie in Sasel, das ist doch ... – liebe taz, überlass die Ausschlachtung der Zeitung mit den großen Buchstaben. HOLGER GUNDLACH