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Archiv-Artikel

Kein „verdrückter Triumphalismus“

betr.: „Christliche Wahrheit und Abwehr“, taz vom 8. 10. 07

Eine unbefangene Lektüre der neuen EKD-Handreichung zum Islam wird der Kritik M. Brumliks, in ihr sei ein „Rest des alten, christlichen Triumphalismus“, nicht recht geben können. Sicher läuft auch das hier vorgetragene rein dialogische Missionsverständnis auf die Erwartung hinaus, „dass sich schließlich alle Menschen zum Christentum bekehren“.

Warum sieht Brumlik darin Triumphalismus und zieht nicht den Umkehrschluss, dass die EKD ihrem andersgläubigen Gesprächspartner seinerseits die entsprechende Erwartung zubilligt? Ohne das ausdrücklich zu formulieren, setzt sie sich mit diesem Missionsverständnis dem faktisch aus. Ein rein dialogisches Missionsverständnis ist kein „verdrückter Triumphalismus“, sondern der Abschied davon. Oder man müsste konsequent den generellen Verzicht auf Mission fordern. Der Abschied vom Triumphalismus besteht nicht darin, den „Glauben an die absolute Wahrheit Gottes aufzugeben“, sondern im Eintreten für ihn auf jede Form von Gewalt zu verzichten. Zudem trägt die Bereitschaft, sich im Dialog der seinerseits für absolut gehaltenen Wahrheit des Gegenübers auszusetzen, das heißt der rein rhetorische Streit um die Wahrheit, zum gesellschaftlichen Frieden bei. Denn das Prinzip „ohne Gewalt, allein durch das Wort“ führt in ein Modell gesellschaftlicher Toleranz, das die Wahrheitsfrage nicht aufgehoben, sondern ihre Beantwortung aufgeschoben hat. KLAUS-PETER LEHMANN, Augsburg