: Kein Vorrang für Wirtschaftsdelikte
betr.: „Im Kampf gegen Wirtschaftskriminalität versagen alle Parteien“, taz vom 22. 11. 02
Es gibt keinen ernsthaften politischen Willen, Wirtschaftskriminalität zu bekämpfen. Dies gilt bedauerlicherweise unter rot-grünen Landes- bzw. den Bundesregierungen ganz genau so wie unter Rot-Rot, Rot-Schwarz, Dunkelschwarz (Bayern) oder liberalen Koalitionen. In Fragen der Standortpflege sind alle Parteien offenbar in dieser von Ihnen beschriebenen „unheiligen Allianz“.
Und eine effektive Bearbeitung von Wirtschaftsdelikten – damit meine ich nicht die Statistik- und Mitarbeiterzahl-Aufbläher Arbeitsmarktdelikte, Ausländerdelikte etc., sondern die kaufmännischen Betrugsdelikte wie Anlagebetrügereien, Insolvenz- und Bankrott-Delikte – ist nach wie vor weit und breit nicht zu erkennen. Von Unkenntnis kann bei den Parteien wahrlich nicht gesprochen werden; sie sind längst nicht mehr gutgläubig.
Gerade von Rot-Grün hatten nicht bloß wir Kritischen Polizisten, sondern viele Fachleute unter den Kriminalisten, Buchhaltern, Wirtschaftsprüfern und Steuerfachleuten einen kräftigen Schub erwartet. Er ist leider ausgeblieben. In Hamburg war es unter Rot-Grün sogar so, dass die Wirtschaftskriminalität nur noch formal als „Priorität“ geführt wurde und tatsächlich weiter stumpf gemacht worden ist.“ THOMAS WÜPPESAHL
Bundessprecher BAG Kritischer PolizistInnen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen