Kein Schlittern, kein Rutschen: Kreml bewegt sich nicht:
„Kremlpartei steuert auf Erdrutschsieg zu“, verkündete die Agentur Reuters gestern im Brustton der Überzeugung und begab sich mit dieser Äußerung sprachlich auf eine ähnliche Schlitterpartie. Zwar kann felsenfest davon ausgegangen werden, dass sich Putins einflussreicher Freundeskreis, der unter dem blumigen Namen „Einiges Russland“ firmiert, die meisten der Duma-Sitze auf dem Silbertablett servieren ließ. Doch ist ein Erdrutsch – im Gegensatz zum erwartbaren Wahlausgang in der von ganz oben gelenkten russischen Demokratie – ein Ereignis, dessen Zeitpunkt und Umfang eben nicht so ohne weiteres vorauszusehen ist. Ferner würde niemand, der noch halb bei Sinnen ist, in einen solchen Schlamassel steuern, zumal seit Menschengedenken die heillose Flucht als probate Reaktion auf Naturkatastrophen gilt. Auch Kremlchef Michail Gorbatschow hat weiland der Auflösung der Sowjetunion, jener von Putin einst als „größte geopolitische Katastrophe“ des Jahrhunderts“ beklagten grandiosen Verwerfung, nicht entgegengesteuert, sondern ist ihr vielmehr hilflos anheim gefallen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen