: Kein Rücktritt im Kreis Harburg
■ Frauenbeauftragte klebt, Grüne finden die Dame „unglaublich“
„Nein, ich werde nicht antworten“, sagt Irene Dilger(45), Frauenbeauftragte des Landkreises Harburg. Was die Grünen wollen, sei so absurd, da werde sie sich auf keine Diskussion einlassen. Ihr Unwillen gilt der Aufforderung des Kreisvorstands der Grünen, von ihrem Amt zurückzutreten, da sie sich als Vertreterin der Frauen unmöglich gemacht habe.
Anlaß dazu hatte Frau Dilger gegeben, als sie sich Ende Juni im „Winsener Anzeiger“ zur 218-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts äußerte. Dort sprach sie sich gegen die „Aufhebung des Tötungstabus“ und für den „freiwilligen Verzicht auf Optimierung individueller Entfaltungsmöglichkeiten“ aus. Vorbildlich sei es, Kinder unter Opfern aufzuziehen. Eva Ulrich von den Harburger Kreisgrünen bezeichnete dies damals als „Schlag ins Gesicht für alle Frauen und Mädchen“ (taz berichtete). Eine Reaktion auf ihre briefliche Rücktrittsforderung war jedoch nicht vor August zu erwarten, wg. Urlaub.
Trotz Debatte in Harburger, Winsener und Nordheider Blättern fühlt diese sich, aus der Sommerfrische zurückgekehrt, nun jedoch nicht zur Stellungnahme berufen: „Ich bin keine Politikerin, und ich habe nur meine Meinung gesagt.“ Überhaupt sei sie weder katholisch noch habe sie etwas mit Parteien am Hut. Der ideellen Unterstützung in ihrem CDU-FDP-regierten Landkreis aber sei sie sich sicher. Während die Kreis-FDP letzte Woche gegen die „rot-grüne Feministinnen-Ideologie“ wetterte, hat sich inzwischen das SPD-Frauenbüro in Winsen der Grünen-Forderung angeschlossen. Aber: Selbst wenn ein neues Gesetz vorsieht, daß alle niedersächsischen Kommunen über 10.000 Einwohner eine eigene Frauenbeauftragte beschäftigen, Irene Dilger bleibt: „Ich habe eine unbefristete Stelle, dagegen können weder die SPD noch die Grünen etwas tun.“
Ulrike Winkelmann
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