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Kein Herz für Asylbewerber?

■ Herzkranker Pakistani angeblich ohne geeignetes soziales Umfeld für Nachsorge nach Herztransplantation

München (taz) - Von der Entscheidung des Münchner Verwaltungsgerichts hängt es ab, ob der 28jährige Pakistani Mohammed Sajid ein neues Herz bekommen wird. Weil nach Auffassung des Bezirks Oberbayern bei dem Asylbewerber das „geeignete soziale Umfeld“ für die Nachsorge nach der Operation nicht vorhanden sei, weigert sich die Behörde, die Kosten für die Operation in Höhe von etwa 300.000 DM aufzubringen. Sajids Anwalt Bern hard Lang legte dagegen Beschwerde ein. „Der Aufwand ist so groß und das Herz so kostbar, daß man es nicht riskieren möchte, daß das Herz verloren geht“, argumentierte gestern der Münchner Herzchirurg Prof. Klinger aus dem Klinikum Großhadern vor Gericht. Er ist sich nicht sicher, ob die Operation erfolgreich sein könne, da keine Angehörigen zur anschließenden Betreuung verfügbar sind. Damit wird er zum „Kronzeugen“ für den Bezirk. Die Kostenfrage spiele keine Rolle, so Klinger. Er räumte aber gleichzeitig ein, daß die Klinik keine ausländischen Patienten aufnehme, die nicht bereits bei der Verwaltung bezahlt hätten. Der von Rechtsanwalt Lang vorgebrachte Einwand, bei ausländischen Patienten, insbesondere bei der kleinen Gruppe von Pakistani, sei die gegenseitige Unterstützung sehr ausgeprägt und von daher der Aufbau des nötigen psychosozialen Umfelds durchaus möglich, zählt für den Professor nicht. „Ich stoße ja schon auf die Sprachbarrieren“, versucht er auszuweichen. Sajid und seine Landsleute sprechen jedoch Englisch. Inzwischen hat sich bereits die 59jährige Nürnbergerin Alma Diessl bereiterklärt, sich um Mohammed Saijd nach einer Operation zu kümmern. Sie hat ihn während eines Krankenhausaufenhalts kennengelernt. Das Gericht wird heute mittag eine Entscheidung treffen.

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