: Kein Frischbier mehr
■ UKE-Skandal: Senator Hajen zieht die ersten personellen Konsequenzen
Die erste personelle Konsequenz aus dem jüngsten UKE-Skandal ist gezogen: Der Leiter der Strahlentherapie der Frauenklinik, Prof. Hans-Joachim Frischbier, wurde gestern auf eigenen Wunsch vorzeitig pensioniert. Die Begründung Frischbiers: Die Wissenschaftsbehörde habe ihn durch ihre Pressearbeit vorverurteilt, hieß es in einem Brief an den Wissenschaftssenator Leonhard Hajen.
Wie Hajen mitteilte, wird es dienstrechtliche Ermittlungen nicht nur gegen Frischbier und den früheren Leiter der Frauenklinik Prof. Heinrich Maaß geben, sondern auch gegen den jetzigen Chef der Frauenklinik, Ludwig-Wilhelm Braendle, denn formal sei auch er nach der Röntgenverordnung verantwortlich.
Daß im UKE ein Therapiesimulator vier Jahre lang benutzt wurde, obwohl er nach der Röntgenverordnung spätestens 1991 – möglicherweise auch schon früher – hätte stillgelegt werden müssen (taz berichtete), sei ein schwerwiegender Vorfall. „Ich mache mir große Sorgen um den Ruf des UKE“, erklärte der Wissenschaftssenator. Eine Untersuchungskommission aus Staatsrat Hermann Lange sowie einem externen Experten für Strahlentherapie und einem Juristen wurde eingesetzt, um diesen Ruf wieder aufzupolieren. Organisatorische Mängel und persönliches Fehlverhalten sollen geprüft werden. Auch die Wissenschaftsbehörde wird dabei unter die Lupe genommen. Die Ärztekammer nahm ihre Behauptung, das Ergebnis ihrer Kontrolle von 1992, wonach das Gerät umgehend hätte stillgelegt werden müssen, sei auch an die Wissenschaftsbehörde geschickt worden, gestern wieder zurück.
Hajen will jetzt eine klare Faktenlage schaffen, um organisatorische und personelle Konsequenzen ziehen zu können. „Das Ergebnis könne die Abberufung des ärztlichen Direktors Heinz-Peter Leichtweiß sein“, bekräftigte der Senator gestern. Vorzeitig beurlaubt werde Leichtweiß nicht. Die Fairneß gebiete es, erst alle Argumente abzuwägen. Patricia Faller
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