: Kein Ende des Streiks in Südkorea
■ Arbeiter besetzen erneut Werft / Freilassung verhafteter Gewerkschafter und Arbeiter gefordert / Streikende weisen Verantwortung für Ausschreitung zurück / „Betriebsfremde Kräfte“ am Werk
Seoul (ap) - Tausende Arbeiter haben sich erneut am Montag in der größten Werft Südkoreas zum Sitzstreik versammelt. Die Werksleitung der Werft in Ulsan, die zum Hyundai–Konzern gehört, hatte am Samstag den Betrieb für geschlossen erklärt. Das südkoreanische Fernsehen berichtete, 10.000 Arbeiter seien auf das Werftgelände vorgedrungen. Die Streikenden forderten weiterhin Lohnerhöhungen und die Freilassung von Gewerkschaftsfunktionären und Hyundai–Arbeitern, die in der vergangenen Woche festgenommen worden waren. Es soll sich um mindestens 96 Arbeiter handeln. 36 von ihnen wurden wegen Brandstiftung und Sachbeschädigung angeklagt. Die Regierung hatte vergangene Woche angekündigt, daß sie Gewalt bei Streiks nicht mehr hinnehmen wolle, und die Polizei bei mehreren Firmen einrücken lassen. Nach Augenzeugen soll der koreanische Geheimdienst für die Festnahme des Vorsitzenden und fünf weiterer Funktionäre der Hyundai–Betriebsgewerkschaft verantwortlich sein. Den Verhafteten wird vorgeworfen, Ausschreitungen angeheizt zu haben, in deren Verlauf in der letzten Woche einige hundert Arbeiter das Rathaus von Ulsan gestürmt hatten. Seitens der Hyundai–Arbeiter wird jede Verantwortung für die gewalttätigen Auseinandersetzungen bestritten. Sprecher der Streikenden und kirchliche Organisationen in Ulsan erklärten, „betriebsfremde Kräfte“ hätten versucht, die seit fast zwei Monaten anhaltenden Arbeitskonflikte bei Hyundai für ihre Zwecke auszunutzen. Seit Beginn der landesweiten Streikwelle Anfang Juli sind weit über 2.500 Personen festgenommen worden, von denen noch 365 in Haft sind.
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