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Kehrtwende in der US–Politik

■ US–Studie zur Lage in Mosambik bezichtigt Renamo des Mordes an 100.000 Menschen

Washington (ips) - Renamo hat nach Aussagen eines Mitarbeiters des US–Außenministeriums in den vergangenen zwei Jahren mindestens 100.000 Menschen umgebracht. Der Berichterstatter, der namentlich nicht genannt werden wollte, hatte sich von Januar bis März im Auftrag des State Departmen oder bei lebendigem Leibe verbrannt. Die Überlebenden kämen halb verhungert und mit Fetzen am Leib in den Flüchtlingslagern in Tansania, Simbabwe oder Swaziland an, seien aber sehr wohl in der Lage, genaue Beschreibungen der Lage zu liefern. In den Interviews mit Flüchtlingen, Mitarbeitern von Hilfsorganisationen und Priestern sei deutlich geworden, daß die Guerilla am brutalsten in den sogenannten „Zerstörungszonen“ vorgehe. Dort werden - in offenbar wohlvorbereiteten Aktionen - ganze Dörfer zerstört und einzelne Angehörige der Regierungspartei herausgegriffen, gefoltert und öffentlich exekutiert. In einem Fall sei der örtliche Frelimo–Vorsitzende mit der gesamten Familie in seiner Hütte eingesperrt und die Hütte dann in Brand gesteckt worden. Die Dorfbewohner habe man gezwungen zuzusehen. Einige zehntausend Bauern leben nach den Berichten als „Gefangene“ der Guerilla in den sogenannten kontrollierten Zonen. Sie müssen dort ohne Bezahlung für die Guerilla arbeiten und die Felder bestellen, deren Früchte ihnen dann weggenommen werden. Flüchtlinge berichteten, sie seien zu Gewaltmärschen mit der Guerilla gezwungen und geschlagen worden, falls sie die Märsche physisch nicht durchhalten konnten. Eine dritte Taktik werde von der Guerilla in den sogenannten „Steuerzonen“ angewendet. Dort beschränke sich die Präsenz der Guerilla auf das Eintreiben von Geld und Lebensmitteln, gelegentliche Vergewaltigungen und sporadische Morde, die die Bauern offenbar einschüchtern sollen. Das State Department geht davon aus, daß die unter dem portugiesischen Kürzel Renamo bekannten Banditen von Südafrika unterstützt werden, obwohl die Regierung in Pretoria dies leugnet. Menschenrechtsverletzungen waren in der Vergangenheit auch den Soldaten der Frelimo–Regierung Mosambiks vorgeworfen worden. Ihr Verhalten hat sich nach den Erkenntnissen des State Department in jüngster Zeit gebessert, obwohl es nach wie vor Klagen über vereinzelte Ausschreitungen der Soldaten gebe. Die Art der Präsentation der Erkenntnisse über die aktuelle Menschenrechtslage in Mosambik wurde in Washington als Versuch interpretiert, konservative Kreise in den USA zu einer Abkehr von ihrer Unterstützung für die Renamo zu bewegen. Die Regierung Reagan selbst hat seit ihrem Amtsantritt eine Kehrtwendung um 180 Grad vollzogen. Wurde Anfang der 80er Jahre noch die Renamo als „Freiheitskämpfer“ gegen den Kommunismus unterstützt, so gibt die US–Regierung heute der Regierung in Maputo 20 Mio. Dollar Wirtschafts– und Entwicklungshilfe im Jahr. In jüngster Zeit wird sogar über Militärhilfe an die Frelimo–Regierung geredet.

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