: Kaundas Brief kam zu spät
Johannesburg/Berlin (dpa/afp/taz) - Der sambische Präsident Kenneth Kaunda hat vergeblich versucht, mit einem Brief den beleidigten P.W. Botha zu beruhigen, um nicht das für den 28. August geplante Treffen mit de Klerk zu gefährden. Doch zu spät: Botha ließ gerade seine bittere Abtrittsrede vom Fernsehen aufzeichnen. Der Brief, der „mit Liebe, Respekt, besten Grüßen und Gottes Segen“ endete, erreichte ihn nicht mehr, sondern landete gleich auf Nachfolger de Klerks Schreibtisch und wurde der Presse übergeben. Botha hatte seinen Rücktritt unter anderem damit begründet, daß de Klerk ihn nicht über dessen Plan unterrichtet habe, am 28.August mit dem Vorsitzenden der sechs Frontstaaten zusammenzutreffen. Außerdem sei Kaunda für Wirtschaftssanktionen und wolle de Klerk mit dem ANC an einen Tisch bringen. „Das Treffen ist keineswegs dazu gedacht, Ihre Position als Staatspräsident zu schwächen“, schrieb Kaunda. Doch er wolle auch de Klerk kennenlernen: „Sie wollen ebenso wie ich, daß er Erfolg hat bei seinem enormen und komplexen Programm.“ In einer gestrigen Erklärung vor US-Kongreßabgeordneten in Lusaka erklärte Kaunda, für ihn sei das für den 28.August geplante Treffen lebenswichtig. Das System der Apartheid sei verantwortlich für den Tod von 1,3 Millionen Menschen, unter ihnen Kinder, und für die Vernichtung von Sachwerten in Höhe von 46 Milliarden Dollar. De Klerk signalisierte, er werde weiter an dem Termin mit Kaunda festhalten. Nelson Mandela will er frühestens nach den Wahlen freilassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen