moneta : Kaufpanik?
Nach fast vier Jahren andauernder Aufwärtsbewegung an den Börsen – ohne dass es zu nennenswerten Korrekturen gekommen ist – schleicht sich ganz langsam wieder etwas ein, das in Branchenkreisen kurz „Kaufpanik“ genannt wird: Haben private Anleger in und nach dem Jahrhundertcrash ihre Kaufentscheidungen eher zögerlich betrieben, können manche heute schon wieder nur nicht schnell genug zum Unterschreiben kommen, bevor die Kurse weiter davonlaufen.
Das ist noch kein Grund zur Sorge, sollte uns aber langsam zur vorsichtigen Zurückhaltung mahnen. Nicht, weil jetzt zwingend mit einem Kurseinbruch zu rechnen ist. Sondern schlicht deshalb, weil diese Haltung signalisiert, dass die Risikoaversion gerade dabei ist, die „Nulllinie“ – gesunde Skepsis/Risikobewusstsein – nach unten zu durchbrechen und sich in eine Art Scheinsicherheit hinein zu bewegen, die am ehesten mit der rosaroten Brille frisch Verliebter zu vergleichen ist.
Die Fragen „Komme ich zu spät?“ und „Komme ich zu früh?“ sind zwar auch an der Börse nicht ganz unwesentlich, werden aber gemeinhin überschätzt. Das A und O für ein erfolgreiches Depot ist auch nicht die Frage, ob ich den vermeintlichen Superfonds der letzten drei Jahre erwischt habe. Sondern: Ob die Zusammensetzung von Anlageklassen (Aktien, Renten; Immobilien) und Anlageregionen mit meinem Anlagehorizont übereinstimmt!
Was nützt mir der beste Aktienfonds, wenn meine Annahme, er werde in den nächsten zwei Jahren steigen, sich rückblickend als falsch erwiesen hat, ich aber dummerweise gerade ein neues Auto kaufen muss? Und wie egal kann mir andererseits mein schlechtes Timing an der Börse sein, wenn ich für derart kurzfristigen Bedarf mit ausreichend biederen Festverzinslichen vorgesorgt habe?
Also: keine Panik, weder in die eine, noch in die andere Richtung – so lebt es sich entspannter!
SUSANNE KAZEMIEH, Finanzmaklerin,ist Gründerin der Frauenfinanzgruppe, Grindelallee 176, 20144 Hamburg, Tel.: 4142666-7, Fax: -8, www.frauenfinanzgruppe.de